Canal+ will südafrikanische MultiChoice Group übernehmen
Der französische Medienkonzern Groupe Canal+ hat dem südafrikanischen PayTV-Unternehmen MultiChoice Group Ltd ein unverbindliches Übernahmeangebot unterbreitet, wie das südafrikanische Unternehmen am vergangenen Donnerstag bestätigt hat.
Canal+ (bzw. dessen Mutterkonzern Vivendi) hält bereits 31,67% der MultiChoice-Aktien und bietet für die restlichen Papiere 105 südafrikanische Rand (ZAR) in bar je Aktie. Das unverbindliche Angebot beinhaltet eine Übernahmeprämie von 40% bezogen auf den Schlusskurs der MultiChoice-Aktie vom 31.01.2024, dem letzten Börsentag vor Bekanntgabe des Übernahmeangebots.
Bevor ich jedoch auf weitere Details des unaufgeforderten Übernahmeangebots von Canal+ eingehe, möchte ich Ihnen die beiden Medienunternehmen kurz vorstellen.
Die beteiligten Unternehmen im Kurzporträt
Die MultiChoice Group Limited wurde 1995 gegründet und hat seinen Sitz in Randburg, Südafrika (20 km nordwestlich von Johannesburg). Der Medienkonzern ist nach eigenen Angaben Afrikas führende Unterhaltungsplattform.
Mit seinen Marken SuperSport (PayTV-Sportkanal), DStv (Videostreaming-Dienst), GOtv (eine digitale terrestrische Fernsehplattform), Showmax (ein Internet-basierter Abo-Video-on-Demand-Service) bietet das Unternehmen PayTV-Angebote in vielen afrikanischen Ländern an.
Darüber hinaus bietet MultiChoice unter IT-Lösungen, eine Notfall-App sowie unter der Marke BetKing eine Sportwetten- und Gaming-Plattform an. Die Produkte und Dienstleistungen der MultiChoice Group werden von über 23,5 Mio. Haushalten in 50 afrikanischen Ländern südlich der Sahara genutzt.
Im Geschäftsjahr 2023, das am 30.03.2023 endete, haben die etwa 7.100 Mitarbeiter des südafrikanischen PayTV-Unternehmens einen Umsatz von 59,1 Mrd. ZAR (etwa 2,9 Mrd. Euro) erwirtschaftet. Der operative Gewinn (EBIT) lag bei knapp 2,38 Mrd. ZAR (etwa 120 Mio. Euro).
Die Groupe Canal+ ist eine 100%ige Tochter des französischen Medienkonzerns Vivendi.
Das Unternehmen ist einer der größten europäischen Bezahlfernsehanbieter und Marktführer in Frankreich. Canal+ ist auch in Asien und Afrika aktiv. In Afrika hat das französische Unternehmen etwa 8 Mio. Kunden.
Vivendi, der Mutterkonzern der Groupe Canal+, prüft aktuell die Möglichkeit, sich in mehrere Unternehmen aufzuteilen, die jeweils an der Börse gelistet werden sollen. Canal+ bereitet seine Notierung nach der Entflechtungsankündigung der Muttergesellschaft Vivendi aktiv vor. Denkbar ist nach Unternehmensangaben auch eine Notierung in Südafrika.
Das Übernahmeangebot im Detail
Nach Berechnungen von Bloomberg bewertet das Canal+-Angebot MultiChoice mit 46 Mrd. ZAR (etwa 2,26 Mrd. Euro). Damit liegt die Offerte deutlich oberhalb des Börsenwertes von MultiChoice, der am 02.02.2024 bei 38,7 Mrd. ZAR lag (etwa 1,9 Mrd. Euro).
Durch eine mögliche Übernahme von MultiChoice will Canal+ seine Position auf dem afrikanischen Kontinent weiter ausbauen. Bisher ist Canal+ verstärkt in den französischsprachigen Ländern im Westen Afrikas vertreten.
Durch eine Übernahme von MultiChoice würde der französische PayTV-Anbieter seine Reichweite in den englischsprachigen Ländern im Osten Afrikas deutlich ausbauen.
So reagierte die Börse
Nachdem das unaufgeforderte Übernahmeangebot bekannt geworden war, legte der Kurs der MultiChoice-Aktie am vergangenen Donnerstag (01.02.2024) an der Johannesburger Börse um 26,6% auf 94,95 ZAR zu. Er blieb damit aber noch deutlich unter den 105 ZAR, die Canal+ informell geboten hatte.
Die Anleger reagierten zurückhalten, weil die Offerte von Canal+ noch nicht offiziell bzw. unverbindlich ist. Hinzu kommt, dass die südafrikanischen Gesetze Übernahmen einheimischer Medienunternehmen durch ausländische Unternehmen nahezu ausschließen.
Der Kurs der Vivendi-Aktie verlor 1,4% an der Pariser Börse und ging am Donnerstag mit 10,30 Euro aus dem Handel.
MultiChoice weist Angebot zurück – Canal+ erhöht Beteiligung
Am frühen Montagmorgen (05.02.2024) teilte der MultiChoice-Vorstand in einer kurzen Pressemitteilung mit, dass er die Offerte von Canal+ zurückweise. Das Angebot von 105 ZAR je Aktie liege deutlich unter dem eigentlichen Wert des Unternehmens.
Gleichzeitig zeigte sich der südafrikanische PayTV-Anbieter offen für weitere Verhandlungen mit „jeder Partei“ – also auch mit anderen Interessenten – auf Basis eines fairen Angebotspreises.
Parallel dazu gab Canal+ heute Morgen bekannt, dass es seine Anteile am südafrikanischen Mitbewerber auf 35,01% erhöht hat. MultiChoice beantragte daraufhin bei der in Südafrika zuständigen Aufsichtsbehörde (Takeover Regulation Panel) eine Entscheidung darüber, ob Canal+ verpflichtet ist, den MultiChoice-Aktionären ein verbindliches Übernahmeangebot zu unterbreiten.
So kann es weitergehen
Wie es im Übernahme-Poker um MultiChoice weitergehen wird, ist völlig offen. Denkbar ist z.B., dass Canal+ sein Angebot nachbessert. Alternativ dazu wären auch Angebote andere Interessenten möglich, wie z.B. dem US-Kabelanbieter Comcast, mit dem MultiChoice bereits anderweitig kooperiert.
Auch ein Pflichtangebot an die Aktionäre von MultiChoice durch Canal+ ist denkbar, wenn das südafrikanische Takeover Regulation Panel eine dementsprechende Entscheidung fällt. Allerdings sind die südafrikanischen Gesetze sehr restriktiv, was die Übernahme von Medienunternehmen durch ausländische Gesellschaften angeht.