BYD in Europa: Die Chinesen pokern hoch!
In den letzten Wochen haben sich die Ereignisse rund um die BYD-Aktie überschlagen. Im Mittelpunkt steht die Expansion nach Europa, die dem chinesischen Elektroautobauer unglaubliches Potenzial verschafft. Nun hat BYD Nägel mit Köpfen gemacht.
Vielleicht haben Sie es auch schon in den Medien gelesen: Gleich mehrere große Händlergruppen wollen den Vertrieb der chinesischen Stromer in Deutschland übernehmen. Damit hat BYD den letzten und entscheidenden Meilenstein für seinen noch in diesem Jahr anstehenden Marktstart unter anderem in Deutschland geschafft.
BYD und Hedin schließen mit Partnern Händlernetz in Deutschland
Der Türöffner hört auf den Namen Hedin. Dabei handelt es sich um einen schwedischen Konzern, der in Europa Fahrzeuge führender Marken verkauft. Zusammen mit der Vertriebsfirma hat BYD nun auf dem Pariser Autosalon Verträge mit sechs weiteren Autohäusern geschlossen, in denen die BYD-Autos alsbald verkauft und gewartet werden können.
Diese sind: Reisacher, Riess, Senger, Sternauto, Sternpartner und die Torpedo-Gruppe. Auch plant Hedin zusätzliche eigene Vertriebsniederlassungen, in denen die BYD-Autos zum Verkauf stehen sollen. Und auch die Chinesen selbst wollen mit eigenen Flagship-Stores nach und nach präsent werden.
Im Autohaus direkt neben den Großen
Die genannten Autohäuser sind in Deutschland unter anderem beim Vertrieb von Mercedes- und BMW-Fahrzeugen aktiv. BYD kann also auf ein etabliertes Händlernetz zurückgreifen und steht mit seinen Modellen in den Autohäusern direkt neben den deutschen Branchengrößen. Das dürfte in der Bevölkerung das Vertrauen in die chinesischen Stromer stärken. Es zeigt aber auch, dass die Autohändler hohe Erwartungen mit den BYD-Fahrzeugen verbinden.
Die Autohäuser, in denen die BYD-Fahrzeuge vertrieben werden, befinden sich übrigens in München, Berlin, Hamburg, Frankfurt, Stuttgart, Köln und Ravensburg. Die Chinesen wollen hierzulande zunächst mit drei Elektro-Modellen durchstarten: mit dem kompakten SUV „Atto 3“, dem deutlich größeren SUV „Tang EV“ und der Limousine „Han EV“.
BYD geht in die Vollen
Doch damit nicht genug: Laut Medienberichten forciert BYD schon bald 5 Modelle in Deutschland und Europa. Hinzu kommen demnach der kompakte „Dolphin“ und die Mittelklasse-Limousine „Seal“. BYD würde dann im Prinzip die gesamte Preispalette im Elektrobereich abdecken – vom günstigen Einsteigermodell bis hin zu zum teuren Luxusstromer. Auch das dürfte den Erfolgsaussichten der Chinesen zugutekommen.
Interessant ist auch, dass BYD vor einigen Wochen eine Kooperation mit dem deutschen Autovermieter Sixt geschlossen hatte. Dieser will offenbar 100.000 BYD-Stromer perspektiv in seine Fahrzeugflotte integrieren. Dadurch verschafft sich der Autobauer eine zugkräftige Präsenz unter anderem auf deutschen Straßen.
Gleichzeitig sind KFZ-Experten von der Qualität der chinesischen Stromer überzeugt. Sowohl in Sachen Software, Batterien und Design als auch bei der Sicherheit scheint BYD in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht zu haben.
Was ist, wenn die Expansion fehlschlägt?
Der Tisch für die Expansion nach Europa ist also gedeckt. Ob die Mahlzeit am Ende auch schmeckt, steht allerdings noch längst nicht fest. BYD muss erhebliche Anstrengungen unternehmen, um die deutschen und europäischen Autokunden von sich zu überzeugen, gerade mit Blick auf die Vorurteile gegenüber chinesischer Technik und die zunehmenden Bedenken hinsichtlich Chinas Staatsführung.
Die Kooperation mit den etablierten Autohäusern und mit Sixt ist hierfür zwar ein Anfang – mehr aber nicht. Es ist jedenfalls nicht ausgeschlossen, dass BYD hierzulande auch wegen der extrem mächtigen Konkurrenz und der insgesamt hohen Anzahl an Elektroautomodellen schlicht unter die Räder gerät. Ob sich das Ganze am Ende also auszahlen wird, bleibt abzuwarten.
Mein Fazit für Sie: Fallrisiko für BYD-Aktie
In der BYD-Aktie steckt aktuell viel Hoffnung. Schauen Sie: Das für 2022 prognostizierte Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei mehr als 40 Zählern (via Marketscreener, Stand: 24.10.2022). Das Papier ist also bereits recht hoch bewertet. Das bedeutet im Umkehrschluss: BYD darf in Europa nicht versagen. Ansonsten könnte der Aktie ein Desaster drohen.
Klar: Der mit Abstand wichtigste Markt von BYD ist nach wie vor China. Hier konnte man zuletzt (Q3) immerhin mit hohen Verkaufszahlen und einem satten Gewinnplus hervorstechen. Die Chinesen aber feuerten in den letzten Jahren durch ihre Expansionspläne die Fantasie an der Börse an. Das sorgt für ein hohes Fallrisiko, das Sie als Anleger definitiv auf dem Schirm haben sollten, wenn Sie jetzt auf BYD wetten wollen.