Britvic lehnt Übernahme-Angebot von Carlsberg ab

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Im M&A-Geschäft sind häufig gute Nerven und oft auch ein Pokerface gefragt. Ein Übernahmeangebot abzulehnen, obwohl es eigentlich ganz ordentlich dotiert ist, gehört hier zum Geschäft, denn vielleicht legt der Bieter ja noch eine Schüppe drauf.

So geschehen ist es jetzt auf dem internationalen Getränkemarkt, wo der britische Softdrink-Hersteller Britvic gleich zwei Übernahmeversuche des dänischen Brauereikonzerns Carlsberg Group abgelehnt hat.

Doch bevor ich näher auf die bisher vergeblichen Übernahmebemühungen der Dänen eingehe, möchte ich Ihnen die beiden Getränkehersteller kurz vorstellen.

Britvic und Carlsberg im Kurzporträt

Der 1930 gegründete Softdrink-Hersteller Britvic plc hat seinen Sitz in Hemel Hempstead (50 km nordwestlich von London). Britvic vertreibt Fruchtsäfte, Sirupe, Squash, Mineralwasser, Limonaden sowie Energydrinks, die das Unternehmen teilweise selbst herstellt oder unter Lizenz verkauft.

Zu den von Britvic vertriebenen 39 Marken zählen z.B. Britvic, Teisseire, 7UP, Gatorade, Lipton, Pepsi MAX, Robinson’s, Rockstar, R. White’s, und Tango. Britvic ist weltweit aktiv und verkauft seine Erfrischungsgetränke in mehr als 100 Ländern.

Im Geschäftsjahr 2022/23, das Ende September 2023 endete, erzielten die gut 4.400 Britvic-Mitarbeiter einen Umsatz in Höhe von 1,75 Mrd. britischer Pfund (GBP – entspricht etwa 2 Mrd. Euro). Der operative Gewinn (EBIT) lag bei 180 Mio. GBP (213 Mio. Euro).

Die seit 1847 in Kopenhagen ansässige Carlsberg Group S/A ist gemessen am Bierausstoß im Jahr 2023 die viertgrößte Brauerei der Welt. Das Unternehmen verkauft Biere und nicht alkoholische Getränke weltweit unter 140 Marken, wie z.B. Carlsberg, Tuborg, Tetley’s, Somersby Cider, Astra, Gatzweilers Alt, Holsten Pilsener, Lübzer und Wernesgrüner.

Die Carlsberg Group beschäftigt etwa 30.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen hat im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 73,6 Mrd. dänischer Kronen (DKK – entspricht etwa 9,9 Mrd. Euro) und ein EBIT von 10,9 Mrd. DKK (1,46 Mrd. Euro) eingefahren.

Carlsberg-Offerte bewertet Britvic mit 3,12 Mrd. GBP

In einer Pressemitteilung vom 21.06.2024 hat Carlsberg bekannt gegeben, dass es dem kleineren Mitbewerber Britvic am 11.06.2024 ein zweites, nachgebessertes und nicht bindendes Übernahmeangebot unterbreitet hat.

Darin hat Carlsberg 1.250 britische Pence (GBp) für jede Britvic-Aktie geboten. Diese Offerte beinhaltet einem Übernahmeaufschlag von 29%, bezogen auf den Schlusskurs vom 19.06.2024, dem letzten Tag bevor Pressespekulationen über eine mögliche Übernahme aufkamen.

Mit diesem Angebot bewertet Carlsberg Britvic mit 3,12 Mrd. GBP bzw. 3,7 Mrd. Euro. Das Angebot wurde vom Britvic-Vorstand am 17.06.2024 abgelehnt. Die Offerte unterbewerte Britvic und seine derzeitigen und künftigen Aussichten erheblich, so das Unternehmen.

Bereits am 07.06.2024 hatte Carlsberg Britvic ein erstes unverbindliches Übernahmeangebot unterbreitet. Darin hatten die Dänen 1.200 GBp für jede Britvic-Aktie geboten.

So reagierten die Börsen

Am 21.06.2024, dem Tag der Bekanntgabe der Ablehnung des 2. Angebots, sprang der Kurs der Britvic-Aktie an der Londoner Börse LSE um 7,8% auf 1.094 GBp in die Höhe. Die Investoren gehen offensichtlich davon aus, dass Carlsberg den Britvic-Aktionären ein bindendes und möglicherweise noch einmal nachgebessertes Übernahmeangebot unterbreiten wird.

Auch der Kurs der Carlsberg-Aktie stieg an der Kopenhagener Börse um 1,8% auf 1130,0 DKK an. Die Anleger glauben anscheinend daran, dass das letzte Wort in Sachen Britvic-Übernahme noch nicht gesprochen ist.

So kann es weitergehen

Nach britischem Übernahmerecht hat die Carlsberg Group jetzt bis zum 19.07.2024 um 17 Uhr Zeit, sich zu entscheiden. Entweder geben die Dänen bis dahin ein bindendes Übernahmeangebot ab oder sie erklären, dass sie nicht mehr an einer Übernahme von Britvic interessiert sind.