Börsenstrategie: Wie Sie von Übernahmen profitieren

Inhaltsverzeichnis

Anlässlich der wahrscheinlichen Übernahme von Covestro möchte ich Ihnen im Detail erläutern, wie und warum Sie als Anleger davon profitieren können, wenn ein Unternehmen ein anderes übernimmt.

Übernahme-Kandidaten: Kombinieren Sie Sicherheit und Gewinnchancen

Der deutsche Gesetzgeber hat klare Grenzen gezogen, damit die Aktionäre im Rahmen einer Übernahme nicht benachteiligt werden. Wenn Sie auf Übernahme-Kandidaten setzen, sind drei Beteiligungs-Schwellen wichtig:

1) Ab 30% erfolgt zwingend ein Pflichtangebot

Wenn ein Großaktionär bei einem Unternehmen auf mindestens 30% aufstockt, muss dieser Investor zwingend ein Übernahme-Angebot veröffentlichen. Die restlichen Aktionäre können entscheiden, ob sie dieses Angebot annehmen und einen Barausgleich erhalten, oder ob sie Anteilseigner des Unternehmens bleiben wollen.

2) Ab 75% kann ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag erfolgen

Spannend wird es wieder, wenn der Großaktionär den Aktien-Anteil auf mindestens 75% erhöht. Dann können der Großaktionär und das Unternehmen, das übernommen wird, einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abschließen. Nach Abschluss dieses Vertrages übernimmt der Großaktionär die operative Leitung des Übernahme-Kandidaten.

Der Vorteil für die Aktionäre des Unternehmens, das übernommen wird: Sie können frei wählen, ob sie die Aktien über die Börse verkaufen, das neue Übernahmeangebot annehmen, oder Aktionär bleiben und zukünftig eine festgelegte jährliche Garantie-Dividende kassieren. Da die Garantie-Dividenden im Regelfall deutlich über der Standard-Dividende liegen, können Sie hier mit Renditen in Höhe von 4 bis 6% rechnen.

3) Ab 95% kann ein sogenannter Squeeze-out eingeleitet werden

Squeeze-out bedeutet „herauspressen“. Wenn ein Großaktionär mindestens 95% der Stimmrechte besitzt, kann er die restlichen Aktionäre aus dem Unternehmen herauspressen und so den Aktienanteil auf 100% erhöhen. Aber selbstverständlich gibt es auch für diesen Zwangs-Verkauf an den Großaktionär feste Regeln. Es wird ein Gutachten erstellt, das den Wert des Unternehmens ermittelt.

Der Großaktionär hat zwei Optionen: Er kann den Mindestpreis bieten. Wenn er damit durchkommt, spart er bei der Übernahme viel Geld. Der Nachteil: Profi-Investoren werden gegen diesen Preis klagen. Der teure Rechtsstreit dauert mehrere Jahre.

Der Großaktionär muss daher die Gerichtskosten einkalkulieren und zusätzlich das Risiko, dass ein Gericht den Übernahme-Preis erhöht. Daher ist es aus Sicht des Großaktionärs taktisch oft klüger, freiwillig einen Aufpreis zu zahlen, wenn dadurch die Übernahme ohne Gerichtsverfahren glatt und zeitnah über die Bühne geht.

Geringeres Kurs-Risiko bei weiter fortgeschrittenen Übernahmen

Unternehmen, bei denen eine Übernahme schon weit fortgeschritten ist, eignen sich für Sie sehr gut zur Depot-Ergänzung, um Risiken zu glätten. Denn hat ein Übernahme-Kandidat bereits dem Großaktionär die Unternehmensleitung übertragen, wird vertraglich eine Garantie-Dividende vereinbart.

Diese erhält der Aktionär auch dann, wenn das Unternehmen in Schwächephasen Verluste schreibt. Die oft hohe Dividende stabilisiert den Aktienkurs. Viele Aktien mit Garantie-Dividende haben in den zurückliegenden Krisen bewiesen, dass sie Vermögen erhalten können. Als Sahne-Häubchen können Sie mit weiter steigenden Kursen rechnen, wenn es später zur Komplett-Übernahme kommt (Squeeze-out).

Übernahme-Kandidaten können für den Rendite-Kick sorgen

Übernahme-Kandidaten ohne sogenannte Garantie-Dividende, bei denen erst jüngst ein Großaktionär eingestiegen ist, sind weniger sicher, bieten Ihnen dafür jedoch eine umso höhere Rendite-Chance.

Wenn ein Unternehmen übernommen wird, will der Großaktionär möglichst viele Aktien einsammeln und bietet daher fast immer einen hohen Aufschlag auf den Börsenkurs. Im Schnitt beträgt der Aufschlag 20 bis 30%. Im Einzelfall sind sogar Gewinne von über 100% möglich. Sie sehen: Übernahme-Kandidaten können Ihnen am Aktienmarkt üppige Gewinne bescheren!