Börsencrash zum Wochenauftakt

Inhaltsverzeichnis

Wochenlang hatten Marktteilnehmer den schwelenden Konflikt zwischen Russland und der Nato rund um die Ukraine weitgehend ignoriert. „Politische Börsen haben kurze Beine“, heißt es in einem bekannten Börsensprichwort, und so wird das politische Tagesgeschehen am Parkett meist eher als Randnotiz zur Kenntnis genommen.

Umso härter schlagen Anleger nun offenbar in der Realität auf: Die sich zuspitzende Lage im Ukrainekonflikt hat zu Beginn der Woche die Börsenkurse rund um den Globus in die Tiefe stürzen lassen.

Dax und EuroStoxx 4 Prozent tiefer

In Frankfurt gab der Dax um zeitweise mehr als 4 Prozentpunkte nach und ging am Montagabend mit einem Verlust von 3,8 Prozent aus dem Handel. Der Leitindex, der noch vor wenigen Wochen die 16.000-Punkte-Marke geknackt hatte, testet nunmehr die Unterstützung bei 15.000 Zählern. Auch europaweit sah es nicht besser aus: Der EuroStoxx50 rauschte im Handelsverlauf am Montag ebenfalls um rund 4 Prozent in den Keller.

An der Wall Street hatten Anleger bereits in der vorangegangenen Woche herbe Verluste hinnehmen müssen, zum Wochenauftakt ging es sowohl für den Dow Jones als auch für den technologielastigen Nasdaq erneut um mehrere Prozentpunkte abwärts. Asiatische Börsen verzeichneten ebenfalls teils heftige Kursverluste.

Bitcoin bricht ein

Selbst an Kryptowährungen haben Spekulanten die Freude verloren: Binnen weniger Tage hat sich der Wert des Bitcoin um mehr als 10.000 Dollar verringert. Stattdessen bevorzugen Anleger das, was gemeinhin als „sicherer Hafen“ gilt: Sie schichten um und investieren in physisches Gold oder auch gut bewertete Staatsanleihen wie deutsche Bundesanleihen und nehmen damit eine geringe bis negative Rendite in Kauf – alles erscheint in diesen Tagen besser, als das eingesetzte Kapital dem Abwärtsstrudel der internationalen Finanzmärkte auszusetzen.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Ukraine-Konflikt nur eines von mehreren Feldern ist, die Anlegern derzeit Sorgenfalten auf die Stirn legen. Schreckgespenst Nummer eins ist nach wie vor die extrem hohe Inflation und die angekündigte Zinswende der US-Notenbank Fed, die schon in dieser Woche beginnen könnte. Inzwischen werden auch mehr als die zunächst vorgesehenen drei Zinsanhebungsschritte für das laufende Jahr erwartet, die Notenbanker wollen der Inflation entschieden etwas entgegensetzen – und bremsen damit die Aktienrally aus.

Anleger fürchten Inflation und Omikron

Schließlich ist auch die Pandemie längst nicht ausgestanden. Zwar scheint die derzeit grassierende Omikron-Variante des Coronavirus insgesamt weniger bedrohlich, manch ein Virologe hofft gar auf ein Ende der Pandemie in einigen Monaten, doch Politiker warnen schon jetzt vor einem Höhepunkt der Welle im Februar, die auch Bereiche der kritischen Infrastruktur empfindlich treffen könnte. Die beinahe wöchentliche Anpassung von Quarantäne- und Testregeln hilft dabei nur bedingt, denn eine Eindämmung des Infektionsgeschehens lässt sich mit kürzerer Isolationsdauer und geringeren Testungen kaum erreichen.

Kurzum: Die Gemengelage am Parkett ist ohnehin schon schwierig, ein militärischer Konflikt zwischen Russland und dem Westen wäre in dieser Situation der Super-GAU.