Börsen-Crash? Kein Grund zur Panik
Wenn Sie sich gestern Abend die Schlussstände der US-Indizes angeschaut haben, könnte der Eindruck entstehen, es sei ein ruhiger Handelstag gewesen. Schließlich gingen der S&P 500 und der Nasdaq 100 kaum verändert in den Feierabend. Doch weit gefehlt. Gegen das, was in den vergangenen Tagen an den Börsen passierte, ist sogar eine Achterbahnfahrt gemütlich.
Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass es das schon war. Ich denke aber, ich kann Ihnen mit meiner Analyse ein wenig Mut machen kann. Einiges deutet darauf hin, dass wir möglicherweise den finalen „Wash-Out“ erlebt haben, mit dem die letzten „schwachen Hände“ aus dem Markt geschüttelt wurden.
US-Volatilitätsindex auf Extremniveau
Nach zwei sehr schwachen Tagen vor dem Wochenende griff die Panik gestern zunächst vollends um sich. Der DAX verlor zum Handelsauftakt über 10%, bevor die überfällige Gegenbewegung einsetzte. Kurzzeitig notierte der deutsche Leitindex sogar wieder im grünen Bereich, um letztlich doch mit einem Minus von gut 4% zu schließen. Auch das Angebot der EU an die USA, sämtliche Zölle auf Industriegüter abzuschaffen, trug zu der Erholung bei. Ähnlich verlief der Handel in den USA. Die US-Indizes verloren zum Start rund 5%, drehten zeitweise sogar in die Gewinnzone und schlossen letztlich kaum verändert.
Auch wenn ich es Ihnen nicht versprechen kann, deutet der extreme Anstieg der Volatilitätsindizes ebenfalls darauf hin, dass mit dieser Verkaufspanik die Tiefs erreicht sein könnten. Diese signalisierten gestern nackte Panik. Mit 60 Punkten erreichte der US-Volatilitätsindex VIX ein vergleichbares Niveau wie im August 2024.
Damals legte der S&P 500 gegenüber seinem Korrekturtief innerhalb von drei Monaten um gut 17% zu. Extreme Spitzen in der Schwankungsbreite gehen in der Regel einher mit Tiefs in der Kursentwicklung.
S&P 500 verteidigt wichtige Unterstützung
Der S&P 500 fiel gestern im Tief bis auf 4.835 Punkte und hat gegenüber seinem Allzeithoch inzwischen um gut 21% korrigiert. Damit ist der Index auf einem wichtigen Niveau angekommen. Gestern lief der S&P 500 nahezu exakt an sein 2022er-Hoch bei 4.823 Zählern heran, drehte hier zunächst nach oben und schloss mit 5.062 Zählern wieder klar über der runden 5.000er-Marke.
Kann der US-Index jetzt die seit Oktober 2022 gültige Aufwärtstrendlinie bei circa 5.150 Punkten zurückerobern, steigen die Chancen auf eine erfolgreiche Bodenbildung. Reibungslos wird dieser Prozess aber vermutlich nicht verlaufen. Mit 47 Punkten befindet sich der VIX noch immer auf extrem hohem Niveau. Von Entspannung kann also noch keine Rede sein.

Quelle: www.aktienscreener.com
Was ist Donald Trumps Plan?
Welche Motivation Donald Trump antreibt, die Börsen derart ins Chaos zu stürzen? Da kann ich nur spekulieren. Der „Dealmaker“ stellt teils irrwitzige Forderungen, von denen er genau weiß, dass sie komplett übertrieben sind, um am Ende ein für ihn zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen. So ähnlich könnte es auch diesmal sein.
Ebenfalls eine interessante, durchaus plausible Theorie: Manche meinen, der wahre Hintergrund könnte in Staatsanleihen und Verschuldung liegen. Der Schuldenberg der USA beläuft sich auf 36,2 Bio. Dollar. Zum Vergleich: In Deutschland sind es umgerechnet ungefähr 2,6 Bio. Dollar. Durch die jüngsten Verwerfungen sind Anleihepreise gestiegen und die Marktzinsen im Umkehrschluss gesunken. Das reduziert die Zinslast erheblich und die USA können sich günstiger refinanzieren.
Was Donald Trump wirklich antreibt, kann ich Ihnen nicht sagen. Gleichwohl bin ich guter Dinge, dass es in Verhandlungen am Ende zu einer halbwegs vernünftigen Lösung im Zollstreit kommt. Zunächst sollten wir uns noch auf weitere hohe Schwankungen einstellen. Kommen positive Signale, kann es mit den Aktienkursen aber sehr schnell wieder nach oben gehen.