Biosprit: Was Sie bei dieser Aktie dringend beachten sollten
Sie erinnern sich bestimmt noch an die extrem hohen Spritpreise gerade im ersten Halbjahr 2022. Allein Mitte März 2022 hatte der durchschnittliche Preis für einen Liter Super E10 in Deutschland bei satten 2,19 Euro gelegen (via Statista).
Einer der Profiteure dieser durch den Ukraine-Krieg bedingten Preisrally war CropEnergies. Bevor wir uns die neuen Zahlen anschauen, zunächst ein paar wichtige Informationen für Sie.
CropEnergies: Biosprit aus Deutschland
Die Südzucker-Tochter produziert Bioethanol unter anderem für Kraftstoffanwendungen und ist in diesem Bereich einer der Markführer in Europa. CropEnergies nutzt hierfür Biomasse aus nachhaltigen Rohstoffen.
Der Clou: Durch die Verwendung von Pflanzenstoffen als Alkohol-Basis reduziert sich der Anteil an fossilen Rohstoffen (z.B. Erdöl) im Kraftstoffmix. Dadurch können größere Mengen des fossilen Kohlenstoffs unter der Erde gehalten werden, was die Treibhausgasemissionen verringert. In Deutschland sind solche Biosprit-Gemische längst etabliert. Seit 2015 ist das eingangs erwähnte Super E10 (10 % Ethanolgehalt) hierzulande der Referenzkraftstoff für Ottomotoren.
CropEnergies trägt also dazu bei, den Verbrennungsmotor ökologischer zu machen. Und das ist extrem wichtig für die CO2-Bilanz des Autosektors – insbesondere während der Übergangsphase hin zur Elektromobilität.
So hervorragend lief das letzte Geschäftsjahr
Im letzten Jahr jedenfalls hat die Südzucker-Tochter dank der enormen Preise unter anderem für E10-Sprit massiv verdient. Unterm Strich verdoppelte sich der Gewinn im Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende Februar 2023) auf rund 197 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um 38 Prozent auf rund 1,49 Milliarden Euro. Damit hat CropEnergies neue Rekordwerte erzielt.
CropEnergies begründete den Geschäftsturbo wie erwähnt mit einem deutlichen Anstieg der Absatzpreise für alle Produkte. Zusätzlich profitiert hat das Unternehmen davon, dass Biosprit-Gemische neben Deutschland auch in vielen anderen europäischen Ländern immer beliebter werden. So konstatierte das Management der Südzucker-Tochter ein deutliches Absatzwachstum vor allem in Schweden, Frankreich und Großbritannien. Zudem wurde E10 im April 2023 unter anderem in Irland und Norwegen eingeführt.
Neben dem Treibstoffbereich lief es übrigens auch beim zweiten Standbein hervorragend. CropEnergies verwertet die Rohstoffe für die Ethanolherstellung (z.B.: Getreide und Zuckersirup) nämlich vollständig und produziert daraus auch proteinreiche Lebens- und Futtermittel. Dieser Konzernbereich wuchs im letzten Geschäftsjahr in etwa so stark wie das Ethanolgeschäft.
Wer hoch fliegt, der fällt tief
Doch jetzt kommt das (sehr) große Aber: Wie Sie im Chart sehen können, befindet sich die CropEnergies-Aktie seit Ende 2022 trotz zwischenzeitlicher Kursschübe in einem übergeordneten Abwärtstrend (Stand: 25.05.2023, 12:00 Uhr).
Und daran hat auch die neue Quartalsbilanz zumindest bis Donnerstagmittag nichts geändert. Es sind zwei maßgebliche Faktoren, die der Börse die Lust auf CropEnergies in den letzten Monaten versauert haben.
Kraftstoff-Rally vorüber
Erstens: Die Sprit-Preise an den Tankstellen sind inzwischen wieder deutlich gefallen – und damit auch die Gewinnmargen von CropEnergies. Am 16. Mai wurde ein Liter Super E10 hierzulande für durchschnittlich 1,78 Euro verkauft. Das ist ein Minus von 18,7 Prozent gegenüber dem eingangs erwähnten Wert.
Der Preisverfall hat unter anderem damit zu tun, dass die Marktpreise für die fossilen Rohstoffe, die immer noch einen hohen Anteil im E10-Sprit ausmachen, zuletzt drastisch rückläufig waren. Zudem hatten internationale Biokraftstoffhersteller ihre Importe nach Europa erhöht. Der Grund: US-Hersteller etwa konnten den Sprit im letzten Jahr deutlich günstiger produzieren als europäische Konkurrenten und fluteten deshalb den EU-Markt. Das resultiert nun in höheren Lagerbeständen, was den Preis tendenziell drückt.
Die starken Gewinnzahlen von CropEnergies sind also ein Relikt der Vergangenheit. Für das laufende Fiskaljahr erwartet das deutsche Unternehmen nur noch einen Umsatz zwischen 1,27 bis 1,37 Millionen Euro. Das wäre im schlimmsten Falle ein Minus von 14 Prozent gegenüber dem letzten Geschäftsjahr. Das operative Ergebnis soll gar auf 95 bis 145 Millionen Euro fallen. Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2022/23 hatte CropEnergies operativ noch 251 Millionen Euro verdient.
Dass sich die Sonderkonjunktur spürbar abgekühlt hat, war am Markt längst erwartet worden, weshalb die Aktie zuletzt mehr und mehr unter Druck geriet.
Das politische Damoklesschwert
Zweitens: Neben den wirtschaftlichen Belastungen wird CropEnergies zudem mit politischen Risiken konfrontiert, die zwar aktuell noch keine direkten Auswirkungen auf das Geschäft haben, aber entsprechende Ängste schüren. Kurzum: Es geht um die sogenannte „Teller-Tank“-Debatte.
Kritiker werfen Herstellern wie CropEnergies vor, dass die Nutzung von Pflanzenrohstoffen für Autobenzin die Lebensmittelsicherheit der Menschen gefährde. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hatte deshalb Anfang des Jahres ein schnelles Verbot von Biokraftstoffen gefordert.
Daraufhin reagierte der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe), zu dem auch CropEnergies gehört, mit Entsetzen. Die Lobbyorganisation warf dem Politiker verzerrende Aussagen vor. Demnach sei das für die heimische Bioethanolproduktion verwendete Futtergetreide für den menschlichen Verzehr ungeeignet. Vielmehr sei es so, dass mit jeder Tonne Bioethnaol gleichzeitig rund eine Tonne hochwertiges Futtermittel hergestellt werde, sagte BDBe-Chef Norbert Schindler.
Zwar hat sich Özdemir in den letzten Monaten mit neuen Verbotsforderungen zurückgehalten. Doch das politische Damoklesschwert schwebt nach wie vor über der Branche und insbesondere über CropEnergies.
Mein Fazit für Sie
CropEnergies hat im letzten Jahr massiv von der Preisrally beim Autosprit profititiert, muss nun aber kleinere Brötchen backen. Gut für Sie als möglicher Neuanleger: Diese negative Trendwende ist im Kurs bereits weitestgehend eingepreist.
Tatsächlich sehen einige Analysten deshalb nun Aufwärtspotenzial für den Titel. So liegt das Kursziel der DZ Bank zur CropEnergies-Aktie bei 16,25 Euro. Das würde einem Plus von immerhin 55 Prozent gegenüber dem Kursniveau von Donnerstagmittag entsprechen (Stand: 25.05.2023, 12:30 Uhr).
Und auch die Dividende ist wegen des Kursverfalls durchaus ansprechend. Für das letzte Geschäftsjahr will die Südzucker-Tochter 0,60 Euro je Aktie ausschütten und damit 15 Eurocents mehr als im Vorjahr. Das entspricht einer Dividendenrendite von lukrativen 5,73 Prozent (Stand: 25.05.2023, 12:30 Uhr). Die Hauptversammlung ist indes für den 11. Juli geplant.
Berücksichtigen Sie aber, dass dieses hohe Renditeniveau wohl nicht aufrechterhalten werden kann, da CropEnergies für das laufende Jahr mit einem deutlich niedrigeren Profit rechnet.
Unterm Strich ist die Aktie meiner Meinung nach ein interessantes Investment, um kurz- bis mittelfristige Gewinne anzupeilen. Langfristig hingegen könnte dem Unternehmen durch das forcierte Ende des Verbrennungsmotors ein gewaltiger Stolperstein im Weg stehen – der noch wesentlich realistischer ist als das von Özdemir geforderte, vergleichsweise kleinteilige Biosprit-Verbot.