BHP verkauft Minen: Ist das Kohle-Geschäft damit am Ende?
„Wir schmieden ein Portfolio für die globalen Megatrends“, hatte BHP-Chef Mike Henry vor gut drei Jahren gegenüber den Aktionären betont. Damit umriss der Manager nichts anderes als die wohl größte Transformation des Rohstoffkonzerns in dessen inzwischen knapp 140-jähriger Geschichte.
Heißt: BHP konzentriert sich verstärkt auf die Metalle sowie Agrarrohstoffe und lässt im Gegenzug die klassischen fossilen Rohstoffe sukzessive fallen. „Wir produzieren mehr Kupfer und Nickel für Batterien, mehr Eisenerz für Stahl, der für den Ausbau von Infrastruktur gebraucht wird, und Kali als Dünger für den Anbau von Lebensmitteln“, so Henry.
Und tatsächlich: Die Transformation ist bereits im vollen Gange und an einigen Stellen gar schon abgeschlossen. 2022 hatte der australische Rohstoffgigant sein traditionsreiches Geschäft mit Öl und Gas („BHP Petroleum International“) abgetrennt und an den Energiekonzern Woodside verkauft.
BHP und der schleichende Kohlerückzug
Bei der Kohle wiederum ist BHP deutlich zögerlicher. Im Chart sehen Sie die Kohleproduktion des Konzerns zwischen 2010 und 2023 in 1.000 Tonnen:
Quelle: Statista (https://www.statista.com/statistics/274233/coal-production-of-bhp-billiton-since-2008/)
Der Bergbauriese produzierte demnach im Geschäftsjahr 2023 insgesamt 43,2 Millionen Tonnen Kohle – davon 29 Millionen Tonnen metallurgische Kohle und 14,2 Millionen Tonnen Kraftwerkskohle. Der Output ging somit insgesamt um -21,4 % gegenüber 2022 zurück. Im Vergleich zu 2010 brachte BHP im letzten Geschäftsjahr gar -58 % weniger hervor.
Kokskohleminen Blackwater und Daunia: BHP schließt Verkauf ab
Der Schrumpfkurs jedenfalls ging zuletzt zunächst weiter. Im Mittelpunkt stehen die beiden Minen Blackwater und Daunia im australischen Bundesstaat Queensland. Blackwater und Daunia produzieren metallurgische Kohle, die zur Eisen- und Stahlproduktion verwendet und von BHP vor allem nach Asien verschifft wird.
Im Geschäftsjahr 2023 brachte Blackwater rund 5,0 Millionen Tonnen hervor, bei Daunia waren es 3,6 Millionen. BHP betreibt die beiden Minen gemeinsam mit dem japanischen Konglomerat Mitsubishi im Rahmen des Joint-Ventures BMA.
Nun wurden die beiden Standorte erfolgreich verkauft. Wie BHP vor wenigen Tagen bekannt gab, habe BMA Blackwater und Daunia für 4,1 Milliarden USD an den australischen Akteur Whitehaven Coal veräußert.
BHP hatte den Deal bereits im letzten Herbst angekündigt. In der Verkaufssumme enthalten sind unter anderem eine Barzahlung in Höhe von 2,0 Milliarden USD, eine Anzahlung in Höhe von 100 Millionen USD und eine drei Jahre nach Ende der Transaktion anstehende Zahlung von 1,1 Milliarden USD sowie ein preisgebundener Earn-Out-Betrag in Höhe von 900 Millionen USD.
BHP: Ende der Hüttenkohle noch nicht absehbar
Mit dem neusten Deal hat BHP sein Kohle-Portfolio erneut ausgedünnt. Für das laufende Geschäftsjahr, das Ende Juni 2024 enden wird, erwartet das Management einen Kohle-Output von 36 bis 40 Millionen Tonnen. Das wäre im Maximalfall zwar ein Rückgang von weiteren -16,6 % gegenüber dem vorherigen Geschäftsjahr – aber immer noch eine beachtliche Fördermenge.
Im letzten Herbst jedenfalls hatte BHP-Entwicklungschef Johan van Jaarsveld auf die wirtschaftliche Bedeutung der restlichen Kohle-Assets hingewiesen – vor allem auf die Standorte, die metallurgische Kohle hervorbringen. Der Manager sieht darin nach wie vor einen großartigen Markt, der wohl noch einige Jahrzehnte bestehen bleibt.
Hintergrund: Metallurgische Kohle, auch Kokskohle oder Hüttenkohle genannt, ist wie erwähnt ein wichtiger Grundstoff zur Stahlherstellung. Zwar soll die Kohle in Zukunft sukzessive durch grünen Wasserstoff ersetzt werden.
Bis dieser allerdings im industriellen Maßstab ausreichend verfügbar und wettbewerbsfähig ist, dürften noch sehr sehr viele Jahre ins Land ziehen. Bis dahin ist die metallurgische Kohle unabdingbar für die Stahlbranche – und damit übrigens auch für die Herstellung unter anderem von Windkrafträdern. Auch wenn es sich im ersten Moment widersprüchlich anhört, ist die Kokskohle also auch ein wichtiger Baustein zum Gelingen der Energiewende.
Mein Fazit für Sie
Dass BHP sein Geschäft mit fossilen Rohstoffen schrumpft und im Gegenzug wichtige Energiewendemetalle wie Kupfer oder für die Ernährungssicherheit ausschlaggebende Stoffe wie Kali stärker berücksichtigt, ist erst einmal eine gute Nachricht. Aber: Dass der Konzern gerade bei der Kohle nicht abrupt die Reißleine zieht, ist aus ökonomischer Sicht ebenfalls vernünftig.
Es wäre naiv zu erwarten, dass Kohle in den kommenden Jahrzehnten keine Profite mehr abwerfen wird. Das gilt übrigens nicht nur für die mettalurgische Variante, sondern auch für die Kraftwerkskohle.
Von letzterer will sich BHP indes wohl 2030 trennen, wenn die letzte der entsprechenden Minen geschlossen wird. Bei der Hüttenkohle ist das Ende derweil noch nicht absehbar – nicht nur, weil sich BHP zuletzt zurückhaltend in Sachen weiterer möglicher Minenverkäufe geäußert hatte, sondern auch, weil die bestehenden Assets Ausbaupotenzial teils bis in die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts haben.