Bauer AG – Mögliche Übernahme überschattet Jahresbilanz
Der pandemiebedingt krisengeplagte bayerische Bau- und Maschinenbaukonzern Bauer AG steht vor einer möglichen Übernahme durch die Münchener Bauunternehmerfamilie Doblinger. Da gerät die Veröffentlichung der Jahresbilanz beinahe in den Hintergrund, obwohl die etwas besser ausfällt als in der letzten, gesenkten Prognose vom Dezember erwartet.
Ein turbulentes Jahr
Die Bauer AG hat ein ereignisreiches Jahr hinter sich mit gesenkten Prognosen, einer Kapitalerhöhung und vor drei Wochen dem Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden Michael Stomberg. Am Freitag wurde zudem bekannt, dass die SD Thesaurus GmbH und die Doblinger Beteiligung GmbH als Folge der Kapitalerhöhung gemeinsam mit einem Stimmrechtsanteil von 52,81 Prozent die Kontrolle über die Bauer AG erlangt haben.
Dementsprechend folgt ein Pflichtangebot für die Aktien der Bauer AG – und ein Delisting von der Frankfurter Börse wird angestrebt. Eine Reaktion von Vorstand und Aufsichtsrat der Bauer AG wurde angekündigt, steht aber noch aus.
Gesamtkonzernleistung entwickelt sich in allen Segmenten positiv
Im Vergleich zum noch stärker von der Corona-Pandemie geprägten Vorjahr konnte die Bauer AG im am 31. Dezember 2022 beendeten Geschäftsjahr 2022 die Gesamtkonzernleistung um 13,7 Prozent auf 1,75 Milliarden Euro steigern. Die Umsatzerlöse erhöhten sich ebenfalls um 13,7 Prozent auf 1,63 Milliarden Euro.
Zum Wachstum trugen alle drei großen Unternehmensbereiche in ähnlichem Ausmaß bei. Im Bau-Segment sprang die Gesamtkonzernleistung um 15,4 Prozent auf 787,4 Millionen Euro nach oben, wobei es besonders in Europa und den USA gut lief.
Aber auch im Nahen Osten und in Asien wurde nach der Pandemie eine deutliche Belebung verzeichnet. Der Bereich Maschinen legte bei der Gesamtkonzernleistung um 13,4 Prozent auf 625,9 Millionen Euro zu, obwohl China pandemiebedingt weiterhin kaum eine Rolle spielte. Am schwächsten wuchs das Segment Resources mit 9,8 Prozent auf 299,2 Millionen Euro.
Gewinneinbruch wegen Sondereffekten
Zahlreiche Sondereffekte führten bei der Bauer AG im Geschäftsjahr 2022 zu ziemlich verheerenden Gewinnkennzahlen. So rutschte das operative Ergebnis (EBIT) mit 68 Millionen Euro deutlich ins Minus, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 36 Millionen Euro verbucht worden war.
Als Hauptgrund dafür benennt das Management neben dem mit 17,3 Millionen Euro negativ zu Buche schlagenden Rückzug aus Russland deutliche Abwertungen auf das Anlage- und Umlaufvermögen wegen des veränderten Zinsumfeldes (das deutlich ansteigende gewichtete durchschnittliche Kapitalkosten zur Folge hat) und der veränderten Beurteilung von Länderrisiken. Diese summieren sich auf einen negativen Ergebnisbeitrag von 61,3 Millionen Euro.
Weitere negative Ergebniseffekte in Höhe von 24,6 Millionen Euro resultieren aus dem Verkauf respektive der Abwicklung weiterer Tochtergesellschaften im Rahmen einer bereits länger laufenden Portfoliobereinigung mit dem Ziel der Konzentration auf das Kerngeschäft. Unter dem Strich verzeichnet die Bauer AG für das Geschäftsjahr 2022 einen Nachsteuerverlust von 94 Millionen Euro nach einem Gewinn von 4 Millionen Euro ein Jahr zuvor.
Nur vorsichtiger Ausblick trotz gestiegenen Auftragsbestands
Für das Geschäftsjahr 2023 geht das Management der Bauer AG trotz zahlreicher Unsicherheitsfaktoren von einem anhaltenden Wachstum der Bau- und Maschinenbaumärkte aus, gibt sich aber in der Prognose für das eigene Unternehmen betont vorsichtig. Demnach soll die Gesamtkonzernleistung leicht zurückgehen, obwohl der Auftragsbestand 2022 um 5,9 Prozent auf 1,45 Milliarden Euro anstieg. Dafür wird wieder ein operativer Gewinn in der Spanne von 35 bis 60 Millionen Euro angestrebt. Die Bauer AG-Aktie, deren Kurs sich seit Juni 2021 praktisch halbiert hat, reagiert kaum auf die vorgelegten Zahlen und liegt im deutschen Vormittagshandel bei etwas unter 6,40 Euro.