Batterie-Recycling: Diese Top-Aktie müssen Sie kennen!

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Die Elektromobilität in Europa hängt am seidenen Faden. Schauen Sie: Vor allem beim Lithium und dessen batteriefähigen Folgeprodukten ist der Kontinent massiv abhängig von asiatischen Lieferanten – insbesondere von China. Angesichts der geopolitischen Konflikte könnte die Volksrepublik Europa den Lithium-Hahn also zudrehen und die hiesige Mobilitätswende praktisch zum Stillstand bringen.

Lithium-Ionen-Batterien: EU muss Recycling stärken

Deshalb will die EU die Lithium-Abhängigkeit von Staaten wie China signifikant reduzieren. Das soll einerseits über den Ausbau der eigenen Förderung und Raffination gelingen, andererseits aber auch über das Recycling. Die EU hat daher ihre Ziele für die Wiederverwertungsquoten im Bereich Lithium und Batterien zuletzt drastisch erhöht.

Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI) sieht darin einen enormen Wachstumsimpuls. Die Forscher erwarten, dass bereits im Jahr 2030 Batterien in einer Menge von 420 Kilotonnen in Europa recycelt werden. 2040 sollen es gar 2.100 Kilotonnen sein. Zum Vergleich: Derzeit liegt das Recyclingaufkommen laut Fraunhofer ISI bei jährlich nur 50 Kilotonnen an Altbatterien.

Perspektivisch soll der größte Anteil der ausgedienten Akkus freilich aus dem Bereich Elektromobilität stammen, sobald eine hohe Anzahl an Stromern ihr Lebensende erreicht hat. Aktuell stammen die meisten recycelten Altbatterien noch aus Mobiltelefonen oder Laptops.

Li-Cycle und Glencore: Mega-Recyclinganlage auf Sardinien im Fokus

Wollen Sie als Anleger auf diesen gigantischen Wachstumsmarkt setzen, sollten Sie unbedingt auf die Aktie Li-Cycle achten. Das kanadische Unternehmen gilt als einer der aufstrebenden Marktführer im Bereich Batterie-Recycling in Nordamerika. Und eben diese Expertise soll nun nach Europa gebracht werden.

Vielleicht haben Sie es auch schon in den Medien gelesen: Der Schweizer Rohstoffgigant Glencore hat vor wenigen Tagen eine umfangreiche Kooperation mit Li-Cycle auf den Weg gebracht. Demnach wollen die Partner auf der Mittelmeerinsel Sardinien die größte Batterie-Recycling-Fabrik Europas hochziehen. Hierfür soll der auf Metallverarbeitung spezialisierte Glencore-Standort Portovesme modernisiert werden.

Durch den Umbau und mithilfe der Technologie von Li-Cycle soll der Standort künftig in der Lage sein, unter anderem die Metalle Nickel, Kobalt und Lithium in großem Stile zu recyceln. Li-Cycle kann nach eigenen Angaben bis zu 95 Prozent der wichtigsten Materialien aus Lithium-Ionen-Batterien rückgewinnen.

Li-Cycle sieht sich der Konkurrenz voraus

Auf Sardinien wollen die Partner künftig 50.000 bis 70.000 Tonnen an schwarzer Masse pro Jahr verarbeiten. Die schwarze Masse entsteht durch das Schreddern von Altbatterien und gilt als Anfangsprodukt des Recyclingprozesses.

Und aus eben dieser Masse lassen sich wichtige Metalle rückgewinnen, die wiederum zur Herstellung neuer Batterien wichtig sind. Der Clou: Die Kanadier können nach eigenen Angaben die in der schwarzen Masse befindlichen Stoffe besser voneinander abtrennen als die Konkurrenz. Das soll die Effizienz des Prozesses maßgeblich verbessern.

Noch steckt das Projekt auf Sardinien freilich in den Kinderschuhen. Glencore und Li-Cycle müssen zunächst eine Machbarkeitsstudie durchführen, die erst in gut einem Jahr fertiggestellt sein wird. Sollte die Studie vielversprechende Ergebnisse liefern und die endgültige Investitionsentscheidung anschließend getroffen werden, könnte die Recycling-Anlage Ende 2026 oder Anfang 2027 in Betrieb gehen.

Kanadier setzen auf Hub and Spoke

Das Ganze soll indes über ein sogenanntes „Hub and Spoke“-System ablaufen. Dieses ist im Prinzip mit einem Speichensystem zu vergleichen, bei dem alle Speichen (Spoke) mit der Nabe in der Mitte (Hub) verbunden sind. In der Praxis heißt das: Li-Cycle wird in Europa an mehreren Spoke-Standorten aus alten Lithium-Ionen-Batterien sämtlicher Bauformen die schwarze Masse herstellen. Derzeit plant das Unternehmen drei solcher Anlagen in Europa – jeweils eine in Norwegen, in Frankreich und in Deutschland.

Anschließend soll das rohstoffhaltige Gemisch von den Spoke-Standorten zur geplanten Recyclinganlage auf Sardinien (Hub) gebracht werden, wo es über ein hydrometallurgisches Verfahren in einzelne Stoffe aufgetrennt wird. Der Clou: Der Hub kann dabei nicht nur Aluminium oder Kupfer rückgewinnen, sondern auch Kobalt, Nickel und Lithium in Batteriequalität. Letztere Stoffe sind im Prinzip also gleich nach dem Recyclingprozess so weit, dass sie in neue Batterien integriert werden können.

Im Bild sehen Sie übrigens den bereits in Betrieb befindlichen Spoke-Standort von Li-Cycle im US-Bundesstaat Alabama. Im Bildabschnitt unten links ist die schwarze Masse zu sehen. In Nordamerika sind die Kanadier beim Aufbau ihres Hub and Spoke-Systems bereits deutlich weiter als in Europa.

Quelle: Li-Cycle (Alabama Spoke Operations | Li-Cycle)

Mein Fazit für Sie

Ohne Frage: Das Recycling von Batterien ist derzeit einer der interessantesten Wachstumsmärkte. Nach Schätzungen der Marktforscher von Spherical Insights wird dieser Markt im Jahr 2030 auf ein Gesamtvolumen von 41 Milliarden Dollar kommen. Das wäre mehr als dreimal so viel wie in 2021 (13,09). Gleichzeitig erwarten die Experten, dass Europa in diesem Zeitraum das stärkste Wachstum verzeichnen wird.

Entsprechend ist die ambitionierte Expansion von Li-Cycle nach Europa ein logischer Schritt und verschafft dem Unternehmen sowie dessen Aktie enormes Potenzial. Als Anleger sollten Sie trotzdem berücksichtigen, dass Li-Cycle auch in Nordamerika bis dato kaum nennenswerte Umsätze vorzuweisen hat und natürlich noch rote Zahlen schreibt. Und bis die Firma die Gewinnschwelle nachhaltig überschreiten kann, dürften laut Analysten noch einige Jahre vergehen.

Auf der anderen Seite forcieren die Kanadier in Nordamerika und Europa zusammen mit etablierten Großkonzernen mehrere handfeste Projekte, die der politischen Agenda der jeweiligen Staaten entsprechen. Das Unternehmen trifft meiner Meinung nach schlicht den Nerv der Zeit – bzw. den Nerv der Zukunft.

Nicht zu vergessen: Auch Glencore dürfte sich dank der (forcierten) Kooperation auf Sardinien neue Wachstumschancen sichern. Schließlich soll das geplante Joint-Venture zu 50 Prozent den Schweizern gehören.