Banco BPM will Vermögensverwalter Anima übernehmen

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Im italienischen Finanzsektor ist es in der vergangenen Woche zu einem spektakulären Übernahmeangebot gekommen. Die drittgrößte Bank Italiens, Banco BPM, hat am späten Mittwochabend bekannt gegeben, dass sie über ihre Lebensversicherungstochter Banco BPM Vita ein Übernahmeangebot für den Vermögensverwalter Anima Holding unterbreitet hat.

Banco BPM ist mit einem Anteil von 22,3% bereits der größte Aktionär von Anima und will die Fondsgesellschaft nach einer erfolgreichen Übernahme von der Börse nehmen. Bevor ich jedoch näher auf die Übernahmeofferte eingehe, möchte ich Ihnen die beiden Unternehmen kurz vorstellen.

Die beteiligten Unternehmen im Kurzporträt

Die Banco BPM S.p.A. (S.p.A. steht für Società per azioni und ist eine Rechtsform für Aktiengesellschaften in Italien) ist gemessen an der Bilanzsumme die drittgrößte Bank Italiens. Sie entstand 2017 durch eine Fusion der in Mailand ansässigen Banca Popolare di Milano mit dem Banco Popolare aus Verona.

Banco BPM bietet Bank- und Finanzprodukte für Privat-, Geschäfts- und Firmenkunden in Italien über seine etwa 1.400 Geschäftsstellen und online an. Das Bankhaus hat knapp 4 Mio. Kunden mit einem lokalen Fokus auf Norditalien.

Die mehr als 20.000 Mitarbeiter des Bankhauses haben im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz in Höhe von 5,7 Mrd. Euro erzielt. Der Gewinn vor Steuern (EBT) lag bei 1,78 Mrd. Euro.

Die Anima Holding S.p.A. ist laut eigenen Angaben die größte unabhängige Vermögensverwaltungsgruppe in Italien mit einem verwalteten Gesamtvermögen von etwa 192 Mrd. Euro und mehr als 1 Mio. Kunden.

Das in Mailand ansässige Unternehmen entwickelt und verwaltet durch seine Tochtergesellschaften zukunftsorientierte, flexible Anlagelösungen, die sich an den spezifischen Bedürfnissen der Kunden orientieren, seien es institutionelle Anleger (Versicherungs- und Finanzgruppen, Pensionsfonds), Unternehmen oder Privatpersonen.

Anima Holding ist eine Aktiengesellschaft, die seit 2014 an der Mailänder Börse notiert ist. Die etwa 400 Mitarbeiter des Unternehmens haben im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 1 Mrd. Euro erzielt. Das EBT belief sich auf knapp 200 Mio. Euro.

Details aus dem Übernahmeangebot

Banco BPM bietet den Anima-Aktionären 6,20 Euro in bar für jede ihrer Aktien. Das Übernahmeangebot beinhaltet einen Aufschlag von 8% auf den Schlusskurs vom 5. November 2024, dem letzten Börsentag vor Bekanntgabe der Offerte.

Bezogen auf den 6-monatigen volumengewichteten Durchschnittskurs der Anima-Aktie liegt die Übernahmeprämie sogar bei 24,9%. Die Offerte bewertet Anima mit einem Unternehmenswert von 1,92 Mrd. Euro.

Durch die Integration von Anima in die Banco BPM entsteht unter den italienischen Bankengruppen ein neuer nationaler Champion mit einem Gesamtvermögen aus Lebensversicherung und Vermögensverwaltung von rund 220 Mrd. Euro und einem Finanzvermögen der Kunden von rund 390 Mrd. Euro.

Der Deal ist ein Beispiel für die aktuell stattfindende Konsolidierung der Vermögensverwalter. Aufgrund sinkender Zinsen ist der Wettbewerb unter den Vermögensverwaltern deutlich angestiegen.

Hinzu kommt, dass Banken von einer kapitalschonenden EU-Regelung (Danish compromise) profitieren, wenn sie Vermögensverwalter über ihre Versicherungssparte übernehmen. So hat z.B. BNP Paribas im Frühjahr 2024 das Vermögensverwaltungsgeschäft von AXA über seinen Versicherungstochter BNP Paribas Cardif übernommen.

So reagierte die Börse

Der Kurs der Anima-Papiere legte am 7. November 2024, dem ersten Börsentag nach Bekanntgabe des Übernahmeangebots, an der Mailänder Börse kräftig zu. Er stieg um 11,1% und lag zum Börsenschluss bei 6,39 Euro.

Damit lag der Schlusskurs sogar etwas üben den von Banco BPM gebotenen 6,20 Euro. Die Anleger sind offensichtlich der Auffassung, dass der Deal problemlos über die Bühne gehen wird.

Aber auch der Kurs der Banco BPM-Aktie konnte am selben Tag kräftig zulegen. Er stieg um gut 9% auf 6,88 Euro. Der Deal hat sich somit zu einer Win-win-Situation für die Aktionäre beider Unternehmen entwickelt, was eher ungewöhnlich ist.

So soll es weitergehen

Die Transaktion soll in der 1. Hälfte des kommenden Jahres abgeschlossen. Voraussetzung hierfür ist, dass Banco BPM mindestens einen Anteil von 67% der Anima-Aktien einsammeln kann. Das Erreichen dieser Schwelle ist notwendig, damit Banco BPM die Anima-Papiere von der Börse nehmen kann.

Zuvor müssen auch die üblichen Abschlussbedingungen erfüllt und die behördlichen Genehmigungen für die Transaktion erteilt werden.