Autobranche: Förderkriterien für Plug-in-Hybride sollen verschärft werden!
Wenn Sie auf den Straßen ein Elektrofahrzeug sehen bzw. eher hören, ist es in vielen Fällen kein reiner Stromer, sondern ein sogenannter Plug-in-Hybrid. Dabei handelt es sich um ein Fahrzeug, das von einem Verbrennermotor und zusätzlich von einem oder mehreren Elektromotoren mobilisiert wird.
Gerade bei den deutschen Herstellern sind die Hybridfahrzeuge sehr beliebt. Der Grund: Wie die reinen Stromer können die Konzerne auch für die Zwischenlösung staatliche Fördergelder abgreifen und die Autos im Endeffekt günstiger anbieten.
Plug-in-Hybride sind vor allem Verbrenner
Das Problem: Kritiker sehen in den Plug-in-Hybriden eine Mogelpackung, da diese in der Realität hauptsächlich mit Benzin oder Diesel betrieben werden. Die Elektro-Komponente sei praktisch nur ein schöner Schein, ohne wirklichen Nutzen. Auch deshalb ist der CO2-Fußabdruck der Hybriden wesentlich höher als bei reinen Elektroautos.
Die Gretchenfrage lautet also: Sollen die Hybriden weiterhin staatlich gefördert werden, obwohl es sich dabei eigentlich hauptsächlich um Autos handelt, die mit fossilen Brennstoffen angetrieben werden.
Viele Umweltschützer haben hierauf jedenfalls eine klare Antwort. Aber auch die Bundesregierung zieht die Plug-in-Hybride zunehmend in Zweifel, wenngleich eine komplette Streichung der Fördermittel nicht angedacht ist. Aber immerhin eine Verschärfung der Bedingungen.
Bund will Förderkriterien verschärfen
Kürzlich wurde bekannt, dass der Umweltbonus ab dem 1. Oktober 2022 für Plug-in-Hybride nur noch anfallen soll, wenn die Fahrzeuge über eine rein elektrische Mindestreichweite von 60 Kilometern verfügen. Etliche Modelle würden dann aus dem Förderkreis herausfallen.
Gleichzeitig will das Bundeswirtschaftsministerium das bisher gültige Kriterium des maximalen CO2-Ausstoßes von 50g pro Kilometer streichen und die elektrische Mindestreichweite bis zum 1. Januar 2024 auf 80 Kilometer erhöhen. Bislang sollte dieses Ziel erst ein Jahr später erreicht werden.
Autobranche fürchtet um ihre Planungssicherheit
In der Autobranche stößt das freilich auf wenig Begeisterung. Die Verbände VDA und VDIK monieren, dass nach jetzigem Stand dadurch etwa die Hälfte der von VDIK-Mitgliedern angebotenen Plug-in-Hybride nicht mehr förderfähig wäre.
Die mächtigen Autoverbände unterstützen zwar die grundlegende Idee, die Mindestreichweite auf 80 Kilometer zu erhöhen. 2024 sei aber zu früh. Man solle das Ziel besser bei 2025 belassen.
Auch hätten sich die Hersteller inzwischen auf 2025 als Stichdatum eingestellt und ihre Modellplanung entsprechend forciert. Sollte das Kriterium für die Förderung nun ein Jahr vorgezogen werden, würde das die Planungssicherheit der Unternehmen gefährden, so VDA und VDIK.
Bundestagswahl abwarten
Das würde im Umkehrschluss natürlich auch negative Folgen für die entsprechenden Aktien haben – vor allem für die Papiere der Premium-Hersteller Daimler und BMW. Noch ist aber nicht aller Tage Abend.
Erst einmal gilt es nun, die Bundestagswahl am Sonntag abzuwarten. Je nach Ergebnis könnten die strengeren Regeln zum Plug-in-Hybrid auch wieder zurückgenommen – im schlimmsten Fall aber gar noch weiter verschärft werden.
Umso mehr müssen die Autobranche und deren Anleger auf eine ihr wohlgesonnene Regierung hoffen.