Aus für „Super League“ kommt Anleger teuer zu stehen
Das war eine denkbar kurze Party: Kaum, dass zwölf europäische Top-Fußballclubs ihre eigene „Super League“ aus der Taufe gehoben hatten, wurde das Projekt auch schon wieder eingestampft.
Grund für das Scheitern nach nur einem Tag war der Rückzug der britischen Clubs als Reaktion auf empörte Fans, politischen Druck und angedrohte Sanktionen seitens des Europäischen Fußballverbands UEFA.
UEFA setzt sich durch
Mit drastischen Worten sparten die UEFA-Verantwortlichen nicht, als sie das direkte Konkurrenzprodukt zur eigenen Champions League öffentlich verteufelten. Die UEFA teilte nach außen hin kräftig aus – und zog intern die Daumenschrauben an. Clubs wurde der Ausschluss aus nationalen Ligen angedroht, Spielern ein Verbot der Teilnahme an der Europameisterschaft.
Letztlich konnte der Verband sich sehr schnell und sehr deutlich durchsetzen. Nachdem die britischen Clubs eingeknickt waren, galt das Projekt als de facto erledigt. Zum „dreckigen Dutzend“ zählten die britischen Premiumclubs FC Arsenal, FC Chelsea, Manchester City, Manchester United und Tottenham Hotspur, die italienischen Vorzeigevereine AC Mailand, Inter Mailand und Juventus Turin sowie die spanischen Spitzenteams Atletico Madrid, Real Madrid und FC Barcelona. Abgesehen von den beiden Letztgenannten zogen sich alle anderen Clubs binnen 48 Stunden aus dem Vorhaben zurück.
„Geldgier“-Vorwurf von Fußballfunktionären
Vorgesehen war ein zusätzlicher Wettbewerb zwischen 20 Teams, von denen 15 fest antreten und jeweils 5 sich pro Saison qualifizieren sollten. Ausgetragen werden sollten die Spiele unter der Woche, sie wären somit ein direktes Konkurrenzprodukt zu Champions League und Euro League gewesen.
Der von Seiten der UEFA lautstark vorgetragene Vorwurf, es gehe den Initiatoren der Super League „nur ums Geld“, ist zwar inhaltlich kaum von der Hand zu weisen – lässt aber mit Blick auf die internationalen Fußballverbände durchaus aufhorchen, die ebenfalls nicht unbedingt für ihre caritative Ausrichtung bekannt sind.
Pläne für eine europäische Superliga werden schon seit Jahrzehnten diskutiert, bislang aber immer wieder verworfen. Der konkrete Vorstoß in dieser Woche fand dementsprechend großes Medienecho. Der zeitnahe Zusammenbruch der Planung legt jedoch die Vermutung nahe, dass in absehbarer Zeit nicht mit einer erneuten Initiative zu rechnen ist.
Superliga-Vorstoß: Ein Fall für die Börsenaufsicht?
Ein Nachspiel könnte das Intermezzo aber dennoch haben – und zwar von Seiten der Investoren. Etliche der betreffenden Spitzenclubs sind mit eigenen Aktien an der Börse gelistet. Dort kamen die Pläne rund um eine neue, zusätzlich vermarktete Superliga am Montag deutlich besser an als bei Fans und Funktionären: Die Papiere legten kräftig zu – und rauschten mit der Absage des Projekts umso heftiger in den Keller.
So verlor die Aktie von Juventus Turin an der Mailänder Börse am Mittwoch zwischenzeitlich rund 13 Prozent. Anlegerschützer drohen nun, mit der Börsenaufsicht gegen die Verantwortlichen vorzugehen – wegen des Verdachts der Marktmanipulation.