Nintendo-Aktie: Corona-Wachstum gestoppt – und nun?

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Haben auch Sie während der Pandemie das eine oder andere Mal Ablenkung in einem Videospiel gesucht? Wenn ja, liegen Sie genau im Trend. Denn Corona hat die Bedeutung digitaler Spiele auf ein neues Level gehoben.

Laut einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom daddelt inzwischen fast jeder zweite Deutsche regelmäßig am Computer, der Spielekonsole oder dem Handy. Gleichzeitig ist die durchschnittliche Spieldauer laut der Erhebung deutlich gestiegen – ebenso wie die Bereitschaft, mehr Geld für Videospiele auszugeben.

Die Gaming-Branche erlebte angesichts der Beschränkungen im öffentlichen Leben und der Infektionsangst vor allem in 2020 also einen regelrechten Boom. Die Absatzzahlen der Games und der Spielekonsolen schossen in jenem Corona-Jahr durch die Decke.

Nintendo: Corona-Wachstum gestoppt

Doch die Zeit des großen Wachstums scheint nun vorüber zu sein. Beispiel: Nintendo. Der japanische Konsolen- und Spielekonzern musste in den sechs Monaten bis Ende September 2021 deutlich Federn lassen.

Die Nettoerlöse der Japaner rutschten in dem Zeitraum um 18,9 Prozent auf 624,4 Milliarden Yen ab. Das operative Ergebnis krachte gar um 24,5 Prozent auf 219 Milliarden Yen ein. Und auch das Nettoergebnis fiel entsprechend in sich zusammen (-19,4 %).

Klar: Jene Zahlen stehen in Relation zum extrem starken Vorjahreszeitraum. Analysten hatten bereits erwartet, dass die Japaner das Niveau aus 2020 im laufenden Jahr wohl nicht mehr halten können. Das hat zum einen mit der nachlassenden Corona-Sonderkonjunktur zu tun, zum anderen mit einem spezifischen Problem, das derzeit die gesamte Weltwirtschaft unter Druck setzt.

Engpässe bei Chips – Absatzprognose gesenkt

Sie werden es schon ahnen: Es geht um die Chip-Verknappung. Auch für die Hersteller von Spielekonsolen wie Nintendo wird es offenbar immer schwieriger, sich diese essenziellen Tech-Komponenten zu sichern. Man könne aktuell nicht genug produzieren, um die Nachfrage zu stillen, so Nintendo-Boss Shuntaro Furukawa.

Besonders bitter: Vor allem das sonst so starke Weihnachtsgeschäft könnte darunter leiden. Nintendo jedenfalls hat seine Absatzprognose rund um die Spielekonsole Switch für das zweite Geschäftshalbjahr (Oktober bis Ende März) nach unten geschraubt.

Demnach rechnet der Konzern inzwischen nur noch mit weltweit 24 Millionen verkauften Geräten – statt wie bisher mit 25,5 Millionen. Es gebe aktuell keine Hinweise auf Entspannung der Bauteile-Engpässe, warnte Furukawa vor wenigen Tagen. Der Manager schloss nicht aus, dass man die Absatzprognose noch weiter senken könnte, wenn sich die Situation kurzfristig verschlechtere.

Mehr Profit als gedacht

Für uns Anleger klingt das im ersten Moment natürlich weniger gut. Aber: Ganz so schlimm wird es wohl nicht werden. Im Gegenteil: Während Nintendo in Sachen Absatz nun pessimistischer ist, zeigt man sich mit Blick auf die Profitabilität gar zuversichtlicher.

So rechnen die Japaner für das gesamte Geschäftsjahr 2021/22 nun mit einem operativen Ergebnis von 520 Milliarden Yen. Das wäre zwar immer noch deutlich weniger als im boomenden Vorjahr (640 Mrd.), aber mehr als man zuvor erwartet hatte (500 Mrd.).

Software-Geschäft ist die eigentliche Gewinnmaschine

Nintendo wird trotz des geringeren Absatzes seinen Profit also wohl auf hohem Niveau halten können. Dem Konzern dürfte hier ein in der Gaming-Branche bekannter Effekt zugutekommen. Tatsächlich ist das Geschäft mit den Konsolen für Hersteller wie Nintendo, aber auch Microsoft und Sony oftmals wenig profitabel.

Die Konzerne versuchen die Daddelkisten so günstig wie möglich auf den Markt zu bringen. Dadurch wollen die Hersteller die Reichweite ihrer Software bzw. Spiele erhöhen, deren Gewinnmarge deutlich höher ist als die der Konsolen selbst.

Davon profitiert vor allem Nintendo. Hat der Konzern doch viele einzigartige Eigenproduktionen vorzuweisen – beispielsweise Games rund um Mario, Zelda und die Pokémons.

Digitaler Vertrieb beflügelt

Hinzu kommt, dass immer mehr Kunden ihre Nintendo-Videospiele vollständig digital kaufen. Das stärkt die Marge des Konzerns und verringert zumindest beim Spielevertrieb die Abhängigkeit von physischen Komponenten wie etwa Halbleitern. Kein Wunder also, dass Nintendo seine Gewinnprognose für das Software-Geschäft jüngst nach oben geschraubt hat.

Mein Fazit für Sie

Dass Nintendo nicht an die starken Zahlen des Vorjahres anknüpfen konnte, war vom Markt bereits erwartet worden. Entsprechend hatten die in der letzten Woche veröffentlichten Zahlen kaum negative Auswirkungen auf die Aktie. Im Gegenteil: Durch das gleichsam krisenresistente wie margenstarke digitale Software-Geschäft, das gerade zur Weihnachtszeit florieren dürfte, sieht es unterm Strich gar nicht so schlecht aus.

Jetzt muss Nintendo nur noch eines machen: Weiterhin einzigartige und hochqualitative Spiele für die gesamte Familie entwickeln – und dem Konzern und dessen Anlegern werden goldene Zeiten bevorstehen.

Behalten Sie die Nintendo-Aktie also auf jeden Fall im Auge.