Xiaomi: Handyhersteller präsentiert eigenes E-Auto
Kurz vor Weihnachten hat die Bundesregierung quasi über Nacht die Kaufprämie für Elektroautos gestoppt und damit Kunden wie Hersteller überrumpelt. Kritiker befürchten, dass Deutschland die Verkehrswende hin zur E-Mobilität einmal mehr ausbremst und verzögert.
Zahlreiche junge E-Auto-Hersteller im Reich der Mitte
Ganz anders in China: Hier boomt der Markt für Elektrofahrzeuge – und sorgt für rasantes Wachstum in einer jungen Branche. Denn es sind nicht die klassischen Autobauer, die ihre Flotte elektrifizieren. Es sind neu gegründete Unternehmen, Start-ups mit Nischencharakter, Firmen wie US-Pionier Tesla, die im Reich der Mitte wie die Pilze aus dem Boden schießen und den Automarkt revolutionieren.
Längst hat der Hersteller BYD die Marktführerschaft in Chinas E-Auto-Segment übernommen, gefolgt von Tesla mit einigem Abstand. Nun drängt ein neuer Player auf den Markt: Xiaomi. Die Marke dürfte den meisten eher aus der Elektronikabteilung einschlägiger Handelsketten bekannt sein. Das 2010 gegründete Unternehmen machte bisher vor allem in Smartphones, Tablets, Smartwatches und Kopfhörern. Auch Elektroroller gehören zum Portfolio.
Xiaomi: Handyhersteller präsentiert Elektrofahrzeug
Vor wenigen Tagen nun hat Xiaomi seine Ankündigung von 2021 wahrgemacht und sein erstes Elektroauto vorgestellt. Die Limousine mit dem Namen SU7 soll ab 2025 verfügbar sein und bildet für Xiaomi lediglich den Startschuss in eine neue Ära. In den kommenden beiden Jahrzehnten hat sich das Unternehmen das ehrgeizige Ziel gesetzt, zu den Top 5 der weltweit größten E-Autohersteller zu werden.
Der Weg dorthin ist weit, aber nicht unmöglich, das hat Tesla eindrucksvoll bewiesen. Der einst belächelte US-Hersteller hat längst die Nase vorn. Von wenigen tausend Fahrzeugen zu Beginn der E-Auto-Offensive wurde die Produktion inzwischen massiv ausgeweitet und die Produktpalette um weitere Modelle ergänzt. Selbst in Deutschland, wo viele Autofahrer bewusst auf die Traditionsmarken aus München, Stuttgart und Wolfsburg setzen, hat sich Tesla im Elektrosegment an die Spitze gesetzt. Traditionelle Hersteller haben dem bislang wenig entgegenzusetzen.
Auch Chinas Konzerne streben nach Expansion. Nachdem im brandenburgischen Grünheide die erste Tesla-Fabrik auf europäischem Boden entstanden ist, plant nun auch BYD ein Werk in der EU, genauer gesagt in Ungarn. Mit Xiaomi steht womöglich der nächste Wettbewerber bereits in den Startlöchern.
Europas Traditionshersteller schaffen klaffende Lücke – China nimmt dankbar an
Gerade chinesische Anbieter haben das Potenzial, den alteingesessenen europäischen Autobauern gefährlich zu werden. Denn während hierzulande nur 3 Elektromodelle für unter 30.000 Euro Kaufpreis zu haben sind, beeindrucken chinesische Fabrikate mit deutlich günstigeren Einstiegspreisen.
Für günstige Elektroautos besteht ein großer Markt. Gleichzeitig verkündeten klassische Hersteller zuletzt reihum das Ende ihrer Kleinwagen-Modellreihen, unter anderem schickt Ford seinen beliebten Fiesta in den Ruhestand. Gerade der Abschied aus dem Kleinwagensegment könnte sich mit Blick auf die Marktanteile jedoch langfristig rächen. Die Chinesen stehen bereit, die entstehende Lücke zu schließen.