Problemfall China? Warum es große Unsicherheiten gibt!

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Wollen Sie in deutsche Aktien investieren, dann sollten Sie stets auf den Faktor China achten. Denn: Viele hiesige Unternehmen sind im Reich der Mitte stark engagiert und somit abhängig von der konjunkturellen Entwicklung des Riesenstaats.

Betroffen davon sind Großkonzerne wie Continental, Rational, Knorr-Bremse, BASF, Wacker Chemie, Mercedes-Benz, Volkswagen, BMW, Bayer, Adidas, Puma, Beiersdorf und Infineon.

Offizieller PMI: Kühlt sich Chinas Konjunktur ab?

Das Problem: Eigentlich hatten diese und andere deutsche Unternehmen darauf gehofft, dass die chinesische Wirtschaft nach dem Ende der strengen No-Covid-Politik wieder aufblüht und ordentliche Geschäftsimpulse beschert. Doch daran gibt es nun Zweifel. Diverse konjunkturelle Frühindikatoren zeigten sich im Mai nämlich teils deutlich schlechter als erwartet.

So sank der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) im herstellenden Gewerbe im letzten Monat von 49,2 auf 48,8 Punkte. Der Mai war somit der dritte Monat in Folge, in dem dieser Indikator rückläufig war. Jener PMI-Wert wird allmonatlich von Chinas staatlichem Statistikamt (NBS) veröffentlicht und gibt an, wie vor allem die größeren Staatsunternehmen der Volksrepublik auf die nahe Zukunft schauen. Ist der Wert unter 50 Punkten, deutet das auf eine Kontraktion hin, also einen Rückgang der Produktion.

Im Bild sehen Sie die Entwicklung des PMI laut NBS bis einschließlich April 2023. Die neuen Daten vom Mai 2023 sind hier noch nicht inkludiert:

Bildquelle: NBS (Purchasing Managers Index for April 2023 (stats.gov.cn))

Aber auch für den Dienstleistungssektor veröffentlichte die chinesische Statistikbehörde wenig optimistische Daten. So fiel der offizielle Einkaufsmanagerindex in diesem Sektor im Mai von 56,4 auf 54,5 Punkte – blieb damit aber immerhin über der 50-Punkte-Schwelle.

Mögliche Gründe

Experten führen die mutmaßliche Abkühlung der chinesischen Wirtschaft auf mehrere Faktoren zurück. Demnach fällt die Erholung des schwer angeschlagenen Immobilienmarktes schwächer aus als erwartet.

Zudem hätten die staatlichen Akteure ihre Ausgaben für Infrastrukturprojekte zurückgeschraubt. Hinzu kommen laut Analysten die grundlegenden geopolitischen Risiken – gerade im Rahmen des Handelskonflikts zwischen Peking und Washington rund um den Technologiebereich (v.a. Halbleitertechnologie).

Caixin/S&P-PMI sendet Kontrastprogramm

Trotzdem: Es gibt auch Hoffnungsschimmer. So stieg die Wirtschaftsleistung der Volksrepublik im ersten Quartal 2023 um beachtliche 4,5 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland ging das BIP in Q1 gar das zweite Quartal in Folge zurück, was eine Rezession signalisiert, wenn auch eine schwache.

Abgesehen davon gab es zuletzt auch andere vergleichsweise positive Signale aus China. Im Mittelpunkt steht der von der chinesischen Nachrichtenplattform Caixin und der US-Ratingagentur S&P veröffentlichte Einkaufsmanagerindex. Dieser konzentriert sich im Unterschied zum oben genannten offiziellen PMI vor allem auf kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) sowie exportorientierte Firmen aus dem privatwirtschaftlichen Sektor.

Der Caixin/S&P-PMI für das verarbeitende Gewerbe stieg im Mai von 49,5 auf immerhin 50,9 Punkte, was ein Wachstum der Industrie signalisiert. Jener Einkaufsmanagerindex stellt also durchaus einen deutlichen Kontrast zu den offiziellen Daten der chinesischen Statistikbehörde NBS dar. Laut Caixin und S&P ist die Fabrikproduktion in China im Mai so schnell gestiegen wie seit 11 Monaten nicht mehr. Und auch die Auftragseingänge und die neuen Exporte seien auf Wachstumskurs – wenngleich nicht in überragender Form.

Allerdings: Die von Caixin und S&P befragten Einkaufsmanager mussten einräumen, dass die Firmen bei der Einstellung neuer Mitarbeiter vorsichtiger seien. Und auch beim Geschäftsklima auf 12-Monats-Sicht zeigten sich die Manager alles andere als überschwänglich.

Mein Fazit für Sie

Der Kontrast zwischen dem staatlich erhobenen PMI und dem von Caixin sowie S&P veröffentlichten Indikator zeigt, wie unterschiedlich die Einschätzungen zur chinesischen Wirtschaft sind. Das verdeutlicht eine große Unsicherheit – die offenbar selbst bei den Verantwortlichen vor Ort vorherrscht. Die Richtung scheint demnach aktuell alles andere als klar zu sein.

Für die oben genannten deutschen Börsenkonzerne und andere von China abhängigen Aktien dürfte das meiner Meinung nach in einer Hängepartie resultieren. Das könnte eine Seitwärtsbewegung des deutschen Aktienmarktes begünstigen. Behalten Sie als Anleger die Konjunkturentwicklung in China also unbedingt auf dem Schirm.


[1] Bildquelle: NBS (Purchasing Managers Index for April 2023 (stats.gov.cn))