BYD-Aktie: Sixt hilft bei Europa-Expansion
Die gestrige Meldung der Kooperation zwischen dem chinesischen Elektroauto-Hersteller BYD und der deutschen Sixt war für viele Marktbeobachter eine Überraschung und ist ein echter Coup für BYD. Was war geschehen? Die Konzerne verkündeten, dass der Autovermieter Sixt bis zum Jahr 2028 etwa 100.000 Fahrzeuge bei BYD kaufen wird. Bereits in den kommenden Wochen werden erste BYD-Autos in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und in Großbritannien über Sixt angemietet werden können.
BYD gelingt Coup mit Sixt-Deal
Für die europäischen Autobauer wie Volkswagen oder auch US-Riese Tesla ist der Deal eine schlechte Nachricht. Gerade im in den kommenden Jahren sehr umkämpften europäischen E-Auto-Markt kann man keinen großen Konkurrenten aus China gebrauchen.
Denn besonders im Heimatmarkt China ist BYD bereits ein echter Gigant und unangefochtener Marktführer. Zählt man Plug-in-Hybride dazu und nicht nur reine Elektrofahrzeuge, hat BYD in 2022 Tesla überholt und ist bereits jetzt der größte Elektroauto-Hersteller der Welt.
Absatzrekorde und neue Märkte für BYD
Doch auch bei reinen Stromern dürfte BYD inzwischen der größte Hersteller von E-Autos der Welt sein und bald einen Vorsprung haben: Im September 2022 hat der in Shenzhen in der Provinz Guangdong ansässige Konzern gut 200.000 Fahrzeuge verkauft – das sind 15 Prozent mehr als im Vormonat und eine Verdreifachung zu September 2021. Zum noch besseren Vergleich: Im gesamten Jahr 2020 waren es nur gut 180.000 Fahrzeuge und in 2021 knapp 600.000. Das gesetzte Ziel für 2022 – 1,5 Millionen Fahrzeuge abzusetzen – ist für BYD locker erreichbar.
Bei diesen Zahlen scheint die Kooperation mit Sixt mit 100.000 BYD-Autos bis 2028 auf den ersten Blick nicht übermäßig relevant zu sein. Doch hinter dem Deal steckt eindeutig das Kalkül, auf dem europäischen Markt sichtbarer und damit auch in Deutschland und Co. eine echte Konkurrenz für Tesla und Europas Auto-Riesen zu werden. Sollte BYD auch noch in Europa Fuß fassen können, ist der Elektro-Autobauer auf einem guten Weg, vielleicht sogar der wichtigste Player der globalen Autoindustrie zu werden.
Das spricht für BYD und so steht es um die Aktie
BYD hat einen entscheidenden Vorteil: Der Konzern hat die größte Fertigungstiefe aller Elektro-Autohersteller. Das heißt im Klartext, dass BYD nicht nur Autos baut, sondern zum Beispiel Beteiligungen an Minen für Lithium hat, eine eigene Halbleiter- und Software-Sparte sowie eine eigene Batterie-Sparte besitzt. BYD ist damit nahezu autark und erhält fast alles aus erster Hand – da möchten Tesla und Co. erst noch hin.
Die Aktionäre von BYD haben auf die gestrige Sixt-Meldung und vor allem auf die starken Absatzzahlen positiv reagiert. Die BYD-Aktie kletterte zwischenzeitlich um rund 7 Prozent. Vom Hoch aus Anfang Juli 2022 ist der Titel jedoch noch weit entfernt. Interessierte Anleger sollten bei BYD zwar immer die politische Komponente durch das Regime in China im Hinterkopf behalten und auch kurzfristige Effekte wie Corona-Lockdowns nicht ignorieren. Doch mittel- und langfristig ist die BYD-Aktie ein interessantes Papier. Sollte sich der positive Trend fortsetzen und der Autobauer auch in den Absatzmärkten Europa, Indien und Co. eine größere Rolle spielen, dürfte auch die BYD-Aktie noch zulegen.