BYD Aktie im Höhenflug: Ungebremst weiter auf Erfolgskurs

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Die Automobilbranche befindet sich in einem Jahrzehnt der Umwälzung. Etliche Länder rund um den Globus haben die Verkehrswende ausgerufen und setzen auf Elektromobilität als Antriebstechnologie der Zukunft. Dabei sind manche schon einen Schritt weiter als andere.

Elektro-Blues bei deutschen Herstellern

Während in Deutschland zwar immer mehr E-Autos und auch Ladestationen im Straßenverkehr sichtbar werden, machen elektrische Antriebe in China schon mehr als ein Drittel aller verkauften Neufahrzeuge aus. Unangefochtene Nummer eins in dem Segment ist der US-Autobauer Tesla, der als erster in großem Stil auf rein elektrisch betriebene Fahrzeuge gesetzt und auch gar keine anderen Antriebsarten im Programm hat.

Deutsche Autobauer tun sich bekanntlich noch recht schwer mit der Transformation. Allzu sehr hängen sie gefühlt am alten Verbrenner, allzu skeptisch blicken sie auf die Innovation, die in der Branche längst um sich greift und alteingesessene Hersteller zunehmend unter Zugzwang setzt. Denn der Durchmarsch der Elektroautopioniere hat dazu geführt, dass BMW, Mercedes-Benz, Volkswagen und Co. in diesem Geschäftsbereich längst abgehängt sind und etwa in China kaum eine Rolle spielen im wachsenden E-Auto-Markt.

Chinas E-Auto-Hersteller auf Wachstumskurs

Das bekommen zunehmend auch Aktionäre und Angestellte zu spüren, zuletzt etwa durch vermehrte Gewinnwarnungen und Einsparungen der Konzerne. Demgegenüber sprudeln die Elektro-Start-ups geradezu über vor Wachstumsoptimismus: Der chinesische Hersteller BYD beispielsweise hat in der vergangenen Woche gefeiert, dass insgesamt 9 Millionen „New Energy Vehicles“ (kurz: NEV) – also elektrisch betriebene Fahrzeuge oder solche mit Plug-in-Hybrid-Antrieb – bei der Firma vom Band gerollt sind.

Die Produktionskapazität der Chinesen schnellt damit rasant in die Höhe – erst im Juli hatte man sich für das 8-millionste NEV gefeiert. Innerhalb von nicht einmal 3 Monaten haben die Arbeiter bei BYD also eine Million Fahrzeuge gebaut. Dem Wachstum scheinen keine Grenzen gesetzt: Das Unternehmen erschließt nicht nur immer mehr zusätzliche Exportmärkte, sondern errichtet auch neue Fertigungsstandorte in Europa, Südamerika und weiten Teilen Asiens.

BYD könnte klaffende Marktlücke in Europa schließen

Hinzu kommen margenträchtige Modelle im hochpreisigen Segment, hier punktet BYD mit hoher Profitabilität. Diese wird zusätzlich dadurch unterstützt, dass dank der höheren Produktionszahlen auch Preisdruck und Rabatte bei Zulieferern durchgesetzt werden können. Zudem haben die Chinesen die realistische Möglichkeit, in anderen Teilen der Welt – etwa in Europa – eine echte Marktlücke zu schließen: Erschwingliche, elektrisch betriebene Kleinwagen.

Diese sind bei westlichen Herstellern praktisch nicht im Programm, ein Elektrofahrzeug zum Einstiegspreis von unter 20.000 Euro steht bisher nicht zur Verfügung. BYD könnte das ändern. Sein neu vorgestelltes Modell Seagull ist im Reich der Mitte bereits ein voller Erfolg und avancierte gleich im August mit fast 41.000 verkauften Fahrzeugen zum meistverkauften Modell in dem Monat in China. Wann und wie genau eine Markteinführung in Europa erfolgen könnte, ist aktuell noch offen.

Andere melden Gewinnwarnungen – BYD hebt die Prognose an

Bemerkenswert sind jedoch Berechnungen, wonach BYD selbst trotz neuerlicher Strafzölle von 100 Prozent bei einem Einstieg in den US-Markt dort immer noch das günstigste E-Auto anbieten würde. Allein das weist auf den strukturellen Vorteil des chinesischen Herstellers und sein Wachstumspotenzial hin – und auf die Probleme, mit denen westliche Hersteller nach wie vor kämpfen und bislang keine überzeugende Lösung präsentieren konnten.

Während Unternehmen wie BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen in den vergangenen Wochen ihre Anleger mit Gewinnwarnungen schockierten, die zum Teil umfassender ausfielen als ohnehin befürchtet, herrscht bei BYD weiterhin Partystimmung. Gerade erst hat das Unternehmen seine Absatzziele für 2024 noch einmal angehoben. Anstelle der bislang angepeilten 3,6 Millionen Fahrzeuge geht BYD nun davon aus, im laufenden Gesamtjahr 4 Millionen Stück verkaufen zu können. Bis Ende August hatten die Chinesen bereits rund 2,3 Millionen Hybrid- und Elektrofahrzeuge verkauft.

BYD ist konkurrenzfähig – selbst gegenüber Tesla

Längst zählt BYD zu den Top Ten der weltweit größten Autohersteller nach Verkaufszahlen, zuletzt hatten die Chinesen Rang 7 inne – und im zentralen Elektro-Segment liefert sich BYD sogar ein Rennen mit der bisherigen Nummer eins am Markt: Tesla.

Kurzzeitig hatte BYD den US-Hersteller bereits überholen können, im Schlussquartal 2023 fiel der Absatz bei den Chinesen etwas höher aus. Zuletzt hatte Tesla wieder die Nase vorn, doch der Konkurrenzdruck steigt.

BYD Aktie in Bestform – auch Analysten überzeugt

Der Erfolg von BYD wird inzwischen auch an der Börse zur Kenntnis genommen: Die Aktie konnte seit Beginn des Jahres um rund ein Drittel zulegen. Besonders in den vergangenen Wochen nahm die Rally noch einmal Fahrt auf. Im September stieg die BYD Aktie um satte 21 Prozent.

Analysten von Morgan Stanley hoben zuletzt ebenfalls den Daumen: Die Kaufempfehlung für die BYD Aktie wurde bekräftigt, das Kursziel von 209 auf 230 Hongkong-Dollar angehoben. Zur Begründung verwiesen die Experten der US-Großbank auf die hohen Absatzzahlen und die starke Margenentwicklung – und korrigierten sogar die Gewinnschätzungen für 2024 bis 2026 nach oben. Erste Hinweise auf die weitere Geschäftsentwicklung gibt es wohl bereits in wenigen Wochen: Frische Quartalszahlen von BYD werden für Ende Oktober erwartet.