Alibaba Aktien jetzt auch in Hongkong zu haben
Es ist soweit: Seit dieser Woche können Alibaba Aktien nicht nur in New York, sondern auch an der Börse in Hongkong gehandelt werden.
Fünf Jahre später als geplant brachte der chinesische Internetkonzern seine Papiere am zweiten Handelsplatz in Stellung. Der Sprung aufs asiatische Parkett war auf den ersten Blick ein voller Erfolg: Bereits am ersten Handelstag schossen die Papiere um mehr als 6 Prozent in die Höhe. Mit einem Volumen von mehr als 11 Milliarden Dollar war es zudem der größte Börsengang des Jahres 2019 – zumindest bis jetzt.
Denn schon im Dezember strebt ein weiteres Unternehmen an die Börse, und dessen IPO dürfte diejenigen der großen Tech-Konzerne in den Schatten stellen: Mit Saudi Aramco sollen Papiere des weltgrößten Ölkonzerns am Parkett gehandelt werden, und obwohl der saudische Staatskonzern gerade einmal 1,5 Prozent seiner Anteile in den Handel geben will, rechnen Beobachter damit, dass der Börsengang bis zu 25,6 Milliarden Dollar einbringen und damit zum bislang größten IPO aller Zeiten werden könnte. Die ersten 20 Milliarden Dollar sollen bereits sicher sein. Die Zeichnungsfrist für Kleinanleger endet am heutigen Donnerstag, institutionelle Investoren haben noch bis zum 4. Dezember die Gelegenheit, bei Saudi Aramco zuzugreifen.
Erst Börsenparty, dann Katerstimmung?
Endet das insgesamt erfolgreiche Börsenjahr 2019 also mit einer fulminanten Party? Zurzeit sieht es danach aus – allerdings sollten Anleger gewarnt sein vor der anschließenden Katerstimmung. Denn sowohl Alibaba als auch Saudi Aramco scheinen es plötzlich sehr eilig zu haben, den Sprung aufs Parkett zu schaffen.
Alibaba hatte in den vergangenen Monaten immer wieder gezögert mit Hinweis auf die anhaltenden gewaltsamen Proteste in Hongkong. Große Teile der Bevölkerung lehnen sich dort gegen eine befürchtete Ausweitung der Vorherrschaft Pekings auf, immer wieder kommt es zu Ausschreitungen und Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten. Nun aber hat Alibaba trotz der Unruhen den Gang an die Hongkonger Börse gewagt – und den Erfolg als Vertrauensbeweis in den Finanz- und Handelsplatz Hongkong präsentiert.
Eskalieren die Probleme 2020?
Saudi Aramco hingegen liebäugelt zwar ebenfalls schon länger mit einem Börsengang, hatte diesen aber eigentlich erst für das kommende Jahr geplant. Dass man nun die euphorische Stimmung der Jahresendrally noch mitnehmen will, kann auch als Alarmsignal gewertet werden: Rechnet man im kommenden Jahr mit einer Flaute an der Börse?
Ganz unrealistisch erscheint das nicht. Immerhin hält die Boomphase im Großen und Ganzen bereits seit fast einer Dekade an. Seit der globalen Finanzkrise und den darauffolgenden staatlichen Rettungspaketen, der expansiven Geldpolitik und der Niedrig- bis Nullzinsphase gibt es an den Aktienmärkten kein Halten mehr. Die meisten Börsenjahre seither verliefen unterm Strich äußerst erfolgreich aus Sicht der Anleger.
2020 allerdings könnten einige bislang schwelende Unsicherheiten eskalieren, etwa mit Blick auf den Brexit, den Handelsstreit zwischen China und den USA im Kontext des anstehenden Präsidentschaftswahlkampfs oder eben auch hinsichtlich der Lage in Hongkong. Es besteht durchaus Grund zur Annahme, dass die Party bald vorbei sein könnte und zum Börsenstart von Saudi Aramco zum vorerst letzten Mal die Korken knallen.