Albemarle-Aktie nach Zahlen: Lithium-Story wirklich am Ende?

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2022 hatte Albemarle bekanntlich über die Maßen von den teils absurd hohen Lithiumpreisen profitiert. Inzwischen sind die Marktpreise für den Batterierohstoff deutlich gesunken – und damit auch Albemarles enorm hohe Gewinne.

Albemarle im Krisenmodus: Neue Zahlen veröffentlicht

Im vierten Quartal 2023 hat der US-Kontern laut den jüngst veröffentlichten Zahlen 2,36 Milliarden USD an Umsätzen generiert. Somit sind die Erlöse um -10% gefallen. Im Gesamtjahr schaffte es Albemarle immerhin auf Umsätze von 9,6 Milliarden USD und erzielte damit einen neuen Rekordwert.

Auf der Ergebnisseite aber zeigen sich die Effekte des schwierigen Lithiumumfelds signifikanter. Der bereinigte Gewinn je Aktie belief sich im vierten Quartal 2023 auf 1,85 USD. Zum Vergleich: Im Schlussquartal 2022 hatte diese Kennzahl noch bei 8,62 USD gelegen. Im Gesamtjahr 2023 belief sich der Nettogewinn indes auf rund 1,6 Milliarden USD und war damit mehr als -40% unter dem Wert des Vorjahres:

Quelle: www.aktienscreener.com

Erwartungen geschlagen: Lithiumprimus auffallend resilient

Trotzdem: Die neuen Zahlen waren nur auf den ersten Blick wirklich verheerend. Sowohl bei den Umsätzen als auch beim Gewinn schlug sich Albemarle im Gesamtjahr 2023 und insbesondere im Schlussquartal deutlich besser, als der Markt erwartet hatte. Die Aktie fuhr daraufhin Achterbahn. Zunächst strafte die Börse den Lithium-Titel nach Bekanntgabe der neuen Zahlen ab, nur um die Verluste zum Ende der letzten Woche wieder gegenzukaufen.

Dass sich Albemarle – angesichts des enormen Lithium-Preisverfalls – operativ doch recht solide behaupten konnte, kommt jedenfalls nicht von ungefähr. Der US-Konzern dreht derzeit nämlich an der Effizienzschraube. Heißt: Albemarle reduziert die Investitionen in weniger fortgeschrittene Projekte und streicht Arbeitsplätze. Dadurch kann das Unternehmen den Cashflow aufrechterhalten und seine Liquidität sicherstellen.

So sollen beispielsweise der Bau einer Verarbeitungsanlage in Richburg (USA) und der von der Konzernführung forcierte Albemarle Technology Park in North Carolina maßgeblich verzögert werden. Insgesamt sollen die Ausgaben im laufenden Jahr zwischen 1,6 und 1,8 Milliarden USD betragen. Im letzten Jahr hatte Albemarle insgesamt noch 2,1 Milliarden USD ausgegeben.

Marktverknappung trifft auf Nachfragepotenzial: Konzernchef Kent Masters sieht Chancen

Damit ist Albemarle freilich nicht allein. Wegen der deutlich weniger lukrativen Preisgestaltung des Batterierohstoffs drücken auch andere Akteure auf die Bremse. Albermarle-Boss Kent Masters sieht darin eine Chance. Die derzeit kursierenden Lithiumpreise seien nicht nachhaltig und müssten steigen, um neue Angebotsinvestitionen auszulösen, sagte Masters kürzlich laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die aktuellen Lieferkürzungen sollten dazu beitragen, den Markt wieder zu verknappen, so der Manager weiter.

Ohnehin setzt der Konzernboss weiterhin auf die starke Nachfragefantasie rund um Lithium. Demnach dürfte die Nachfrage nach Elektroautos in diesem Jahr weltweit um +30 % zulegen. Das kurzfristige Lithiumangebot sei relativ ausgewogen mit der Nachfrage. Bis zum Ende des Jahrzehnts erwartet Albemarle eine Steigerung der Lithiumnachfrage um das 2,5-Fache.

„Auch wenn sich das Preisumfeld im Moment abgeschwächt hat, sollten wir nicht aus den Augen verlieren, dass wir weiterhin ein deutliches langfristiges Wachstum der Nachfrage nach einem begrenzten Angebot sehen“, betonte Masters laut Bloomberg.

Albemarle: Prognose für 2024 von Unsicherheiten geprägt

Für 2024 jedenfalls konnte der Konzern im Rahmen der jüngsten Zahlenpräsentation nicht sämtliche Unsicherheiten vom Tisch räumen. Demnach soll sich das Betriebsergebnis EBITDA im laufenden Jahr zwischen 0,9 und 2,6 Milliarden USD einpendeln. Das ist freilich eine extrem weitreichende Spanne.

Wie gewohnt wird der Gewinn des Spezialchemiekonzerns von der Entwicklung der Lithiumpreise abhängig sein. Sollten die Preise auf dem aktuellen Niveau verharren, wäre ein Betriebsergebnis von 1 Milliarde USD oder weniger möglich. Um die Spanne maximal auszureizen (2,6 Milliarden USD), müssten die Preise laut Albemarle schon um mehr als +66 % zulegen.

Mein Fazit für Sie

Die neuen Zahlen von Albemarle sind gar nicht so schlecht. Klar: Der Gewinneinbruch ist deutlich. Doch das Ganze hätte noch wesentlich schlimmer kommen können. Albemarle ist aufgrund seiner schieren Größe als Lithiumweltmarktführer in der Lage, Schwächephasen am Markt wesentlich besser zu kompensieren als kleinere Player, die aktuell teilweise am Rande ihrer Existenz stehen.

Albemarle kann problemlos bestimmte Projekte auf die lange Bank schieben und sich trotzdem enorm viel Wachstumspotenzial im Portfolio halten. Das Unternehmen könnte gar bei einem sich abzeichnenden Revival der Lithiumpreise Zukäufe tätigen und sich kleinere Lithiumplayer relativ erschwinglich einverleiben.

Meiner Meinung nach bietet der Lithiumsektor aktuell interessante Chancen, allerdings mit teils hohen Risiken – gerade im Bereich der kleineren Aktien. Das Comeback-Potenzial des Lithiumpreises jedenfalls ist durchaus vorhanden, auch weil sich die Branche derzeit sehr um eine künstliche Verknappung bemüht. Wie lange es aber dauern wird, bis die Marktpreise wieder nachhaltig steigen können, bleibt zunächst unklar.

Fakt ist: Als längst etablierter Großkonzern hat Albemarle die nötige Flexibilität und schlicht den längeren Atem, um die Krise zu überstehen. Wollen Sie als Anleger Ihr Lithium-Investmentrisiko verringern, dann ist die Aktie mittel- bis langfristig ein Fels in der Brandung.