Aktien! Was sonst?!

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Gut 20 Prozent plus, knapp 14 Prozent vorn (auf US-Dollar-Basis) und nahezu 22 Prozent Gewinn (ebenfalls in US-Dollar). Dax, Dow Jones und der MSCI Weltindex nahmen im vergangenen Jahr einen beachtlichen Schluck aus der Pulle. Ist nunmehr höchste Zeit für Gewinnmitnahmen? Mag sein, doch welche Alternative zu Aktien drängt sich förmlich auf? Ausweichmöglichkeiten nach Gewinnmitnahmen gäbe es schon. Welche könnten sinnvoll sein, welche eher nicht?

Anleihen statt Aktien?

Festzinspapiere waren in den vergangenen zwei Jahren nicht die beste Idee. Mit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges explodierten die Energiepreise, was mit nur wenig Zeitverzug die Inflationsrate nach oben schnellen ließ. Vorübergehend erreichte die Geldentwertung einen historischen Höchststand.

In der Folge zogen die weltweiten Notenbanken die Zinszügel weitaus hastiger und stärker an als vormals vorgesehen. Die Kurse länger laufender Anleihen rauschten in den Keller – sehr gut abzulesen am deutschen Bund-Future. Als gleichsam synthetisches Papier spiegelt er die Performance eines Beispiel-Bonds mit zehn Jahren Laufzeit und sechs Prozent Nominalzins.

Der „Bund“, wie Fachleute ihn nennen, pendelte zwei Jahre lang (Mitte 2019 bis Mitte 2021) um die 180 und erreichte sein zyklisches Tief Anfang Oktober 2023 bei einem Stand von nahezu 127. Die Talfahrt sorgte für herbe Verluste bei Anleihen-Investoren, die ihre Festzinspapiere eben nicht bis zur Tilgung halten woll(t)en.

Der aktuelle Stand von rund 135 beim Bund-Future signalisiert eine kräftige Erholung – somit fallende Zinsen und steigende Kurse – in jüngster Zeit. Aber ist noch Luft nach oben? Und: Reicht der doch deutliche Abstand zum All-Time-High des Futures, um sich jetzt eine zehnjährige Bundesanleihe ins Depot zu packen?

Dafür könnte sprechen, dass die Inflationsraten spürbar auf dem Rückzug sind. Obwohl die beiden dominierenden Zentralbanken EZB und Fed jüngst in punkto Leitzins nur zuckten, aber nicht handelten, rechnen die meisten Marktbeobachter spätestens im zweiten Quartal des Jahres mit den ersten Leitzinssenkungen. Dies dürfte dann auch auf die Langfrist-Zinsen und die Kurse länger laufender Renten ausstrahlen.

Dennoch: Das aktuelle Chance-Risiko-Verhältnis überzeugt mich nicht, weshalb insbesondere längere und lange Renten keine überzeugende Alternative zu Aktien scheinen. Selbst als kurzfristige Parkplätze sind Anleihen wegen der Ankauf- und Verkaufskosten sowie der Rückschlagsgefahr aus meiner Sicht nicht geeignet.

Gemanagte Fonds & ETFs

Hier würde das strategische Motto lauten: breit statt spitz. Heißt – nach dem tollen Aktienjahr 2023 Gewinnmitnahmen bei Einzelwerten und zwecks Risikostreuung Reinvestitionen des gesamten Verkaufserlöses in ein weit und breit gestreutes Portfolio.

Zur Auswahl stehen gemanagte Fonds sowie ETFs (Exchange Traded Funds, vulgo: Indexfonds). Hinlänglich bekannt und traditionelles Verkaufsargument für Fonds ist deren Risikodämpfung wegen der vergleichsweise breiten Streuung auf Dutzende, mitunter sogar mehr als hundert Einzelwerte.

Wobei ich ETFs bevorzugen würde. Einfach aus Kostengründen, saugt doch die Management-Fee (Verwaltungsgebühr) Jahr für Jahr rund 2 % – bisweilen spürbar mehr – (berechnet auf Basis des Fondsvermögens zu einem bestimmten Stichtag) von der Rendite ab. In punkto Kosten sind Indexfonds praktisch unschlagbar. Deshalb auch bei dem „was hinten rauskommt“, wie Altkanzler Helmut Kohl seinerzeit meinte. Regelmäßig kommen Studien zu dem Ergebnis, dass Indexfonds in acht von zehn Fällen besser abschneiden als gemanagte Fonds – bei vergleichbarer Benchmark.

Wobei ich eine Ausnahme von dieser Regel nicht verschweigen möchte: Bei kleineren, gering kapitalisierten Börsenplätzen und Aktienmärkten schneiden gemanagte Fonds aufgrund des sogenannten Stock-Pickings oft besser ab als Indexfonds – falls es diese im Einzelfall überhaupt gibt.

Meine Meinung: Weshalb eigentlich Gewinne mitnehmen, wenn man sie wenig später in ein und dieselbe Anlageform reinvestiert? Sobald die Gondeln Trauer tragen an den Aktienmärkten, bleiben erfahrungsgemäß auch Aktienfonds und ETFs nicht verschont.

Parken & warten

Tabula Rasa im Aktiendepot ergibt nur Sinn, falls der Anleger mit einem heftigen Rücksetzer rechnet, der die Aktienmärkte gleich 10 oder gar 20 Prozent gen Süd schickt. Um die Gefahr, dass sich die bis dahin aufgelaufenen Gewinne in Luft auflösen, zu vermeiden, gibt es letztlich zwei bewährte Strategien:

1. Depot absichern: Das lässt sich mit – gefühlt – unzähligen Finanzinstrumenten machen. Dazu zählen Optionsscheine, Optionen, Zertifikate und einige andere derivative Finanzinstrumente. Was nicht gerade einfach ist, weshalb diese Absicherungsstrategie allein Privatanlegern mit fundiertem Know-how zu empfehlen ist.

2. Tagesgeld & Co.: Beide dürften ideale Parkplätze sein – nach menschlichem Ermessen risikolos. Vorausgesetzt jene 100.000 Euro, dank der die Institute via Einlagensicherung im Pleitefall geschützt sind, nicht überschritten werden.

Manko: Bei der Verzinsung ist Schmalhans mittlerweile wieder Küchenmeister. Lagen viele Geldhäuser, vorzugsweise bei Online-Abschlüssen, vorübergehend in der Spitze noch bis 4 Prozent, so hat sich dieser Zinssatz mittlerweile praktisch halbiert. Klar, die Institute nehmen mögliche Zinssenkungen durch die EZB bereits vorweg. Doch ein Tagesgeld-Zins von 2 Prozent oder weniger, der zudem die aktuelle Inflationsrate nicht ausgleicht, ist allemal besser, als in Treue fest zu seinem Aktiendepot zu stehen und bei einem kräftigen Dump hohe Verluste zu bejammern.