Aktien 2023: Chancen und Risiken – das müssen Sie beachten!

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Erinnern Sie sich noch? Im letzten Jahr hatten Wirtschaftsexperten wegen der Energiekriese und der hohen Inflation eindringlich vor einer Rezession in Deutschland gewarnt. Doch die Hiobsbotschaften erweisen sich nun mehr und mehr als übertrieben.

Tatsächlich erwarten Ökonomen für die Bundesrepublik, aber auch für Europa als Ganzes inzwischen ein weit milderes Szenario. Für Sie als Anleger ist das prinzipiell eine gute Nachricht und könnte neben den teils soliden Geschäftszahlen der Unternehmen ein Signal dafür sein, dass die jüngsten Gewinne am Aktienmarkt auf einem stabilen Fundament basieren.

Konjunktur in 2023: EU-Kommission optimistischer

Aber der Reihe nach: Vor wenigen Tagen hat nun auch die EU-Kommission ihre Perspektive für 2023 geschärft. Und das Ergebnis ist mit Blick auf die ursprünglichen Befürchtungen durchaus erfreulich.

Demnach erwartet Brüssel für die EU ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 0,8 Prozent. Die Euro-Staaten dürften gar um 0,9 Prozent zulegen. Die EU-Kommission hat damit ihre Prognose vom Herbst um 0,5 bzw. 0,6 Prozentpunkte erhöht. Eine Rezession wird somit sowohl in der gesamten EU als auch in den Euro-Staaten wohl ausbleiben.

Wie geht es mit Deutschland weiter?

Und auch Deutschland schrammt laut Brüssel an einer Rezession vorbei. Laut dem neuen Ausblick traut die Kommission der Bundesrepublik ein schmales Plus von immerhin 0,2 Prozent zu. Im November hatte Brüssel für Deutschland noch ein Minus von 0,6 Prozent vorhergesagt.

Die EU-Kommission lobt die Bewältigung der Energiekrise in Deutschland und Europa. Die Energieversorgung sei inzwischen deutlich breiter aufgestellt, so Brüssel mit Blick unter anderem auf die neuen LNG-Lieferungen, die die Abhängigkeit von Russland reduzieren sollen. Gleichzeitig habe Europa wesentlich weniger Gas verbraucht und damit eine Mangellage abgewendet. Und nicht zuletzt weist Brüssel auf die inzwischen deutlich gesunkenen Großhandelspreise für Gas hin.

Unterstützt wird das eher positive Szenario von den guten Arbeitsmarktdaten in Europa. Laut Kommission hat sich der Jobmarkt in der EU zuletzt weiterhin kräftig entwickelt und die Arbeitslosenquote lag bis Ende 2022 mit 6,1 Prozent so niedrig wie nie zuvor.

Warum die EU auch warnt

Trotzdem gibt es nach wie vor Belastungsfaktoren. Die EU-Kommission spricht hier von einem „rauen“ Gegenwind. So seien die Energiekosten trotz der niedrigeren Großhandelspreise für Verbraucher und Unternehmen nach wie vor sehr hoch. Und auch die Kerninflation (ohne Energie und unverarbeitete Nahrungsmittel) habe im Januar weiter angezogen. Das belaste die Kaufkraft der Haushalte, so Brüssel. Da der Inflationsdruck anhalte, dürften die geldpolitischen Zügel weiter angezogen werden, was Konjunktur und Investitionen ausbremsen könnte.

Unterm Strich halten sich die Risiken laut Brüssel aber eher die Waage. Die Kommission hofft darauf, dass der jüngste Rückgang der Gas-Großhandelspreise stärker an die Verbraucher weitergegeben wird und sich der Konsum als krisenfester herausstellt.

Und wie sieht es weltweit aus?

Auch hier erwarten Ökonomen zwar einen Rückgang des Wachstums – allerdings ebenfalls keine Rezession. Laut einem neuen Bericht des ifo-Instituts rechnen Wirtschaftsexperten für 2023 mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate auf globaler Ebene von 2,8 Prozent. Das wären nur 0,4 Prozentpunkte weniger als die tatsächlichen Wachstumsraten in den zehn Jahren vor der Corona-Krise. 2024 und 2025 soll die Weltwirtschaft demnach wieder um 3,3 bis 3,8 Prozent zulegen.

Besonders für Teile Afrikas und Südostasien sind die Experten laut ifo-Institut optimistisch gestimmt – sowohl mit Blick auf 2023 als auch für die darauffolgenden Jahre. In Europa und Nordamerika erwarten die Experten hingegen eine langsamere Rückkehr zu alten Wachstumszahlen.

Aktienmarkt 2023: mein Fazit für Sie

Ohne Frage: Die Wirtschaft Europas und Deutschlands geht durch schwierige Zeiten. Erst hatte die Pandemie für Belastungen gesorgt – dann wurde die Corona-Erholung vom Ukraine-Krieg und der Energiekrise urplötzlich gestoppt.

Aber ganz so schlimm wie befürchtet wird es wohl nicht kommen. Als Anleger sollten Sie jetzt vor allem die Notenbanken im Blick behalten. Zuletzt hatte es Signale gegeben, dass die US-amerikanische FED und die europäische EZB die Leitzinsen in 2023 zwar weiter erhöhen, aber nicht so stark wie befürchtet (Stand: 14.02.2023, 10 Uhr).

Weniger hohe Zinsen halten die Belastungen für die Konjunktur in Grenzen und ermöglichen den Unternehmen eine einfachere Wachstumsfinanzierung. Das wiederum kommt dem Aktienmarkt zugute, auch weil die Attraktivität von zinstragenden Anlageklassen die der Aktien dann nicht allzu sehr übertrumpft.

Trotzdem sollten Sie berücksichtigen, dass der Aktienmarkt seit dem Herbst wieder in einer größeren Aufwärtsbewegung ist. Der DAX etwa notierte am 14. Februar 2023 nicht allzu weit entfernt vom Niveau Anfang 2022:

Quelle: www.aktienscreener.com

In den Kursen ist also viel Hoffnung eingepreist, was laut Experten weitere größere Kurssprünge erschwert.

Hinzu kommt die Gefahr einer negativen Überraschung. Sollte sich die Konjunktur etwa in Europa doch nicht als so resilient erweisen, wie nun erwartet wird, könnte das die Kurse unter Druck setzen. Das Gleiche gilt für höhere Zinssprünge und nicht zuletzt für geopolitische Krisen zum Beispiel zwischen den USA und China.

Als Anleger sollten Sie deshalb mehr denn je auf lange Sicht denken und auf die historisch belegte, langfristige Stärke des Aktienmarkts setzen. Gerade Titel aus dem Bereich Nachhaltigkeit, die im Zuge der Energiekrise profitieren und auf staatliche Rückendeckung bauen können, sind meiner Meinung nach aktuell so etwas wie ein sicherer Hafen. Allen voran: die Erneuerbaren Energien.