Aktie des Online-Modehändlers Asos auf Achterbahnfahrt
Ein Wechselbad der Gefühle erlebten die Anleger des Onlinehändler Asos in den letzten Jahren. Nachdem der Aktienkurs von März 2020 bis März 2021 um mehr als 450% zulegen konnte, folgte im Anschluss ein drastischer Einbruch. Im letzten Jahr (2022) gehörten die Papiere mit einem Kursminus von 78% sogar zu den schwächsten Werten im FTSE 350 Index, da die knappen Briten ihre Ausgaben für Kleidung kürzen und der Online-Händler mit steigenden Kosten und wachsenden Schulden zu kämpfen hat.
Wie geht es jetzt weiter? Was macht die operative Entwicklung und wie schätzen die Analysten die Perspektiven des Konzerns ein?
Asos – Pure Play im Online-Modemarkt
Bevor ich auf die jüngste Nachrichtenlage eingehe, möchte ich Ihnen den Asos-Konzern gerne näher vorstellen. Denn auch wenn der Konzern hierzulande deutlich weniger bekannt sein dürfte als sein Erzrivale Zalando, eine kleine Nummer ist das Unternehmen keineswegs. Der britische Konzern Asos ist ein weltweiter Online-Anbieter für Mode und Kosmetik mit einem gigantischen Produktangebot.
Sie müssen wissen: Asos vertreibt über 65.000 Produktlinien von bekannten Marken und dem Hauslabel in den Bereichen Damenbekleidung, Herrenbekleidung, Schuhe, Accessoires, Schmuck und Beauty. ASOS hat Websiten für Großbritannien, die USA, Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien, Australien, Russland und China und versendet aus einem zentralen Vertriebszentrum in Großbritannien in über 190 weitere Länder.
Beeindruckende Wachstumsgeschichte
Mit dieser Positionierung schrieb Asos in den zurückliegenden Jahren eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Obwohl der Konzern erst im Jahr 2000 gegründet wurde, erreichte er seit 2004 bereits die Gewinnzone. Seit 2008 kletterten die Umsätze von 81 auf 3,94 Milliarden Britische Pfund in 2021 (Anm.: Das Geschäftsjahr ging Ende August zu Ende). Allerdings schwächte sich das Wachstum zuletzt massiv ab.
Im zurückliegenden Geschäftsjahr wuchs der Umsatz lediglich um 1%. Bereinigt um Wechselkursveränderungen und die Folgen der Anfang März vollzogenen Einstellung des Russland-Geschäfts wuchsen die Erlöse um 4%. Höhere Kosten, umfangreichere Preisnachlässe und gestiegene Retourenzahlen sowie negative Einmalfaktoren belasteten das Ergebnis. Unter dem Strich stand ein Nettofehlbetrag von 30,8 Millionen Britischen Pfund (35,4 Millionen Euro) in den Büchern. Zum Vergleich: Im Vorjahr erwirtschaftete Asos noch einen Gewinn in Höhe von 177 Millionen Britischen Pfund.
Management stellt Verlust im ersten Halbjahr in Aussicht
Auch für das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres (Juli bis Dezember 2022) ist noch keine tiefgreifende Besserung in Aussicht. Auf jeden Fall tritt das Management erst einmal auf die Kostenbremse, um die Fixkosten zu reduzieren. Zugleich soll die Lieferkette verbessert und die Investitionen zusammengestrichen werden. Statt der bisher geplanten 200 bis 250 Millionen Britischen Pfund will Asos nun lediglich 175 bis 200 Millionen Britische Pfund investieren. Zudem sollen 100 der aktuell 3.300 Beschäftigten entlassen werden.
Eine konkrete Prognose traut sich die Konzernführung unterdessen nicht zu. Aber der Online-Händler hat die Anleger bereits auf einen Verlust in der ersten Jahreshälfte eingestellt, bevor sich in der zweiten Jahreshälfte die Effizienzmaßnahmen positiv bemerkbar machen sollten.
Analysten bislang zurückhaltend
Unterdessen sind die Analysten derzeit noch zurückhaltend. Laut Marketscreener beschäftigen sich 30 Analysten mit der Aktie, wovon lediglich 6 eine Kaufempfehlung aussprechen. Die Mehrheit (15 Analysten) sieht in dem Papier eine Halteposition, während sogar 9 Banker zum Verkauf raten. Dabei gehen die Kursziele signifikant auseinander und reichen von 200 Pence bis 3.360 Pence. Das durchschnittliche Kursziel liegt mit 820 Pence aber deutlich über dem Schlusskurskurs vom vergangenen Freitag (587 Pence).
Milliardär Fraser knackt 5%-Marke
Während die Analysten noch skeptisch sind, hat im Oktober der Milliardär Mike Ashley über die Fraser Group einen Anteil von 5% an dem Unternehmen erworben. Die Nachricht führte kurzfristig zu Übernahmespekulation, die aber schnell wieder abflachten. Ob es weitere Zukäufe geben wird, werden aber erst die nächsten Monate zeigen.