Air Liquide-Aktie: Wasserstoff – mehr Sicherheit gefällig?

Inhaltsverzeichnis

Wollen Sie in Wasserstoff investieren, müssen Sie starke Nerven mitbringen. Aber schauen Sie selbst:

Quelle: www.aktienscreener.com

Der Chart (Stand: 05.01.2024) zeigt einen Wasserstoff-Index, in dessen Depot Titel wie Nel ASA, ITM Power, Ballard Power, Plug Power und Bloom Energy subsummiert sind. Deutlich wird der erhebliche Einbruch im Jahr 2022 und die hoch volatile Entwicklung im letzten Jahr.

Die Problematik dieser Wasserstoff-Aktien liegt freilich auf der Hand. Die Unternehmen sind operativ noch im Aufbau und teils hoch defizitär. Das macht Aktien wie Nel ASA oder Plug Power anfällig für enorme Kursschwankungen – gerade in Zeiten makroökonomischer Herausforderungen etwa in Form gestiegener Kredit- und Investitionskosten.

Air Liquide: mehr Sicherheit für Ihre Wasserstoff-Investments

Angesichts der turbulenten Achterbahnfahrt schrecken viele Anleger aktuell vor Engagements im Wasserstoffbereich zurück. Doch es gibt auch Alternativen, mit denen Sie Ihr persönliches Investmentrisiko verringern und gleichzeitig von der Wasserstoff-Story profitieren können. Ein Beispiel ist der französische Gasekonzern Air Liquide.

Das Unternehmen produziert spezielle Gase wie Sauerstoff, Stickstoff, Argon, Kohlendioxid und nicht zuletzt auch Wasserstoff. Abnehmer sind unter anderem die Chemie-, Auto-, Elektronik- und Medizinbranche. Zudem betreibt Air Liquide ein umfangreiches Pipeline-Netz, um die Gase von A nach B zu bringen. Dadurch verfügen die Franzosen über eine herausragende Grundlage, um von der politisch forcierten Wasserstoffwende zu profitieren.

DZ Bank betont Zukunftspotenzial

Vor wenigen Tagen hat die renommierte DZ Bank nun eine neue Studie zur Air Liquide-Aktie veröffentlicht, die Sie als Anleger definitiv kennen sollten. „Insbesondere die Kompetenz im Bereich Wasserstoff-Technologie dürfte Air Liquide mittelfristig in die Karten spielen“, heißt es in der Analyse. Der Konzern gehöre mit seiner Sparte Global Markets & Technology zu den führenden Playern in diesem Segment. So biete Air Liquide beispielsweise schlüsselfertige Wasserstoff-Tankstellen, Elektrolyseure sowie Lösungen für den Transport und die Lagerung von Wasserstoff, betonen die Experten der DZ Bank.

Gerade in Deutschland könne sich das Unternehmen angesichts der von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck forcierten Wasserstoff-Offensive „berechtigte Hoffnung auf lukrative Großaufträge machen“. Konkret sollen hierzulande rund 20 Milliarden Euro in den Aus- und Aufbau eines Wasserstoff-Netzes fließen, das sich bis 2032 auf sämtliche Bundesländer erstrecken soll.

Air Liquide jedenfalls betreibt bereits in der Rhein/Rhur-Region ein Wasserstoffnetzwerk mit einer Gesamtlänge von 240 Kilometern. Gleichzeitig baut das Unternehmen etwa in Kooperation mit Siemens Energy die Produktionskapazitäten über Elektrolyseure aus. Die Franzosen würden deshalb – so die Prognose der DZ Bank – eine wichtige Rolle für die Wasserstoffwende in Deutschland spielen.

Air Liquide auch bei CO2-Abscheidung ein Vorreiter

Einen weiteren Punkt, auf den die Experten hinweisen, ist Carbon Capture Use and Storage (CCUS). Dabei wird das in Industrieprozessen entstehende CO2 abgeschieden (Capture), bevor das Treibhausgas in die Atmosphäre gelangen kann. Anschließend kann es unter der Erde gespeichert (Storage) oder etwa in der Chemiebranche als Rohstoff genutzt werden (Use).

Air Liquide ist hier laut DZ Bank ebenfalls ein Vorreiter. Neben einer CCUS-Anlage für den französischen Baustoffhersteller EQIOM am Standort in Lumbres realisiere der Konzern auch eine Capturing-Anlage für den Zementhersteller Holcim in Belgien. Hinzu kämen entsprechende Engagements zum Beispiel in Kooperation mit dem deutschen Chemiegiganten BASF.

Die DZ Bank zitiert in diesem Kontext die Forscher von Brainy Insights, die dem Markt rund um das Carbon Capturing bis 2032 ein durchschnittliches Jahreswachstum von 16,5 Prozent zuschreiben. Air Liquide böten sich dadurch starke Chancen.

Fundamental auf Kurs: Gewinnsteigerungen erwartet

Ebenfalls optimistisch zeigen sich die Experten mit Blick auf die fundamentalen Daten. Air Liquide hatte für das dritte Quartal 2023 ein organisches Umsatzplus von 1,5 Prozent auf 6,81 Milliarden Euro ausgewiesen. Die DZ Bank sieht in den Erlösen solide Zahlen trotz der weiterhin eingetrübten Konjunkturaussichten. In den folgenden Quartalen dürften sich die Erlöse im Industriegase-Segment vor allem in der Region Asien/Pazifik wieder etwas erholen, so die Prognose der Experten. Positiv bewerten die Analysten auch das Programm zur Effizienzsteigerung, mit dem Air Liquide die gestiegenen Kosten eindämmen will. Und nicht zuletzt könne der Gasekonzern aufgrund seiner Marktmacht Preiserhöhungen durchsetzen.

„Für das laufende Fiskaljahr sieht sich Air Liquide auf Kurs, seine Jahresziele, die u. a. weitere Margenverbesserungen sowie eine nachhaltige Steigerung beim Gewinn je Aktie vorsehen, sicher erreichen zu können“, konstatiert die DZ Bank. Die Analysten erwarten sowohl für 2024 als auch für 2025 ein steigendes Ergebnis je Aktie (EPS). Außerdem sei die Aktie mit einem für 2025 erwarteten KGV von 22,9 „nicht zu teuer bewertet“.

Mein Fazit für Sie

Große Gasekonzerne wie Air Liquide haben meiner Meinung nach einen gravierenden Vorteil gegenüber spezialisierten Wasserstoffunternehmen wie Nel ASA oder Plug Power: Sie sind seit Jahrzehnten etablierte und profitable Big Player, die Schwächephasen bei einzelnen Assets wesentlich besser kompensieren können. Diese Diversifizierung verschafft den entsprechenden Aktien eine stärkere Stabilität, gerade in Krisenzeiten.

Klar: Mit einer höheren Sicherheit gehen gerade im Wasserstoffbereich in der Regel auch niedrigere Renditechancen einher. Trotzdem hat die Aktie laut dem Analystenkonsens derzeit Luft nach oben. Die Deutsche Bank etwa hat erst am Freitag ihr Kursziel für Air Liquide bestätigt und sieht demnach ein Kurspotenzial von +13,7 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag.

Interessant ist der Titel angesichts der Energiewende ohnehin vor allem langfristig. Mit Rückendeckung staatlicher Akteure dürfte Air Liquide seine Expertise im Gasebereich voll ausschöpfen können, um milliardenschwere Aufträge rund um den grünen Wasserstoff an Land zu ziehen. Unterschätzen sollten Sie diese Aktie jedenfalls nicht.