Adesso – Hoher Krankenstand drückt auf Gewinn
Das Dortmunder Beratungs- und IT-Dienstleistungsunternehmen Adesso ist zum Jahresauftakt kräftig gewachsen. Ein hoher Krankenstand sorgte jedoch für einen unerwartet starken Gewinnrückgang.
Starke Umsatzsteigerung im Auslandsgeschäft
Wie in den Grundzügen bereits am 5. Mai bekanntgegeben, hat Adesso in dem am 31. März 2023 beendeten ersten Quartal des Geschäftsjahres 2023 den Umsatz zum Vorjahr um 32 Prozent auf 276,2 Millionen Euro gesteigert – der bisher höchste Quartalsumsatz in der Unternehmensgeschichte. Organisch ging es um 29 Prozent nach oben.
Preissteigerungen und Personalausbau ermöglichten dieses Wachstum trotz eines hohen Krankenstands und einer unterdurchschnittlichen Projektauslastung. Ein im Januar entdeckter Cyber-Angriff auf die IT des Unternehmens habe sich nicht nennenswert auf die Zahlen ausgewirkt.
Dabei verbesserte sich das wichtigste Segment IT-Services um fast 36 Prozent auf 252,3 Millionen Euro, während der kleine Bereich IT-Solutions um 25 Prozent auf 17,3 Millionen Euro zulegte. Zudem wuchs das Auslandsgeschäft des SDAX-Konzerns mit einem Plus von 46 Prozent auf 51,7 Millionen Euro stärker als im Inland mit einem Umsatzwachstum von 29 Prozent auf 224,5 Millionen Euro.
Operativer Gewinn fällt um über ein Drittel
Angesichts eines u.a. durch höhere Lizenzverkäufe begünstigten Vorjahresquartals war ein Rückgang des operativen Gewinns (EBITDA) im ersten Quartal 2023 zu erwarten – mit 36 Prozent auf 17,9 Millionen Euro fiel er allerdings stärker aus als gedacht. Dazu trugen vor allem der auch inflationsbedingt um 42 Prozent auf 192,4 Millionen Euro gestiegene Personalaufwand sowie die höheren Materialaufwendungen bei.
Unter dem Strich ergibt sich ein Konzernergebnis von 2,0 Millionen Euro, ein deutlicher Rückgang von 84 Prozent gegenüber den 12,5 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Das Ergebnis je Aktie fiel entsprechend von 1,92 auf 0,28 Euro.
Hoher Auftragsbestand, Ausblick bestätigt
Da der Auftragsbestand von Adesso sich auf einem Rekordniveau befindet, hat das Unternehmen im ersten Quartal seine Mitarbeiterzahl stark ausgebaut. Trotz des Fachkräftemangels gelang es, die Zahl der Mitarbeitenden um 36 Prozent auf 8513 zu erhöhen. Auch deshalb hält das Management an seiner Jahresprognose fest und erwartet für das Geschäftsjahr 2023 weiterhin einen Umsatz von über 1 Milliarde Euro sowie ein EBITDA zwischen 100 und 110 Millionen Euro.
Die Adesso-Aktie hatte nach Bekanntgabe der vorläufigen Zahlen wegen des deutlichen Gewinnrückgangs rund 4 Prozent an Wert verloren, heute fällt sie im deutschen Vormittagsgeschäft um etwa 1 Prozent auf rund 127 Euro. Ende Januar lag die Aktie noch bei knapp 160 Euro, im März 2022 sogar nahe 230 Euro. Warburg Research senkte das Kursziel nach den Quartalszahlen zwar um 5 Euro, mit 195 Euro liegt es aber immer noch weit über dem aktuellen Kurs – dementsprechend behält das Analysehaus die Kaufempfehlung bei.