USA vs. China: Seltene Erden – das müssen Sie jetzt wissen
Es ist eine Warnung, die es in sich hat – und die Sie gerade als Rohstoff-Anleger auf dem Schirm haben sollten. Im Mittelpunkt: der mächtige Handelsverband Alliance for Automotive Innovation (AAI), der internationale Autobauer mit Präsenz in den USA vertritt. Zu der Lobbygruppe gehören unter anderem Großkonzerne wie General Motors, Hyundai, Toyota, BMW, Stellantis, Mercedes-Benz und Volkswagen.
Seltene Erden, Dauermagnete: US-Autoverband warnt vor Produktionsstopps
Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hat die AAI im Mai einen bis dato nicht veröffentlichten Brief an die Trump-Administration gesendet, in dem die Organisation erhebliche Bedenken äußert. Kurzum: Es geht um den von Donald Trump eskalierten Handelskonflikt mit China und dessen Auswirkungen auf die Autobranche – insbesondere im Bereich der Seltenen Erden.
Diese sind wichtige Rohstoffe für Permanentmagnete, welche wiederum für etliche Komponenten in modernen Autos gebraucht werden. „Ohne zuverlässigen Zugang zu diesen Elementen und Magneten werden Automobilzulieferer nicht in der Lage sein, kritische Automobilkomponenten zu produzieren“, heißt es in dem Brief der AAI laut Reuters.
Der Handelsverband zählt zur Veranschaulichung einige Technologien auf, die auf Seltene Erden oder die besagten Magnete angewiesen sind. Darunter: Lichtmaschinen, Sensoren, Sicherheitsgurte, Automatikgetriebe, Motoren, Lichter, Lautsprecher, Kameras und Servolenkungen. Ohne die Seltenen Erden sei es nur eine Frage der Zeit, bis die US-Autoproduktion gestört würde, warnt die AAI. In manchen Fällen könnte gar eine Stilllegung der Montagelinien erfolgen.
China hatte Daumenschrauben angezogen
Hintergrund: China hatte im April als Reaktion auf die handelspolitischen Aggressionen der USA den Export von sechs schweren Seltenerdmetallen eingeschränkt, die zur Herstellung jener Magnete genutzt werden. Die Volksrepublik ist sowohl in der Förderung der Seltenerderze und deren Raffination als auch in der Produktion der Dauermagnete mit Abstand der Weltmarktführer.
Neben der Autobranche sind diese Magnete essenziell unter anderem auch für Konsumgüter, die Luftfahrt, Energiewendetechnologien sowie den Rüstungssektor – also im Prinzip für große Teile der modernen Industrie.
Wegen der verschärften Exportkontrollen sei es seit April für chinesische Akteure sehr komplex und zeitaufwendig, Seltene Erden an westliche Partner zu verkaufen, betonte ein Sprecher des deutschen Autozulieferers Bosch gegenüber Reuters. Demnach müssen den chinesischen Behörden inzwischen wesentlich mehr Informationen bereitgestellt werden, bevor diese mögliche Exportlizenzen erteilen. In der Folge gingen laut Zolldaten die Ausfuhren von chinesischen Permanentmagneten im April um 51 % zurück.
Peking gab Lockerungen bekannt – Trump trotzdem erzürnt
Immerhin: Im Rahmen der Verhandlungen mit Washington hatte China bereits Mitte Mai offiziell angekündigt, einige Exportbeschränkungen für Seltene Erden für US-Unternehmen wieder aufzuheben. Hierfür wurde in Genf ein entsprechendes Abkommen mit den USA unterzeichnet.
Der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer monierte jedoch vor wenigen Tagen in einem Interview mit CNBC, dass China den US-Schlüsselindustrien nicht schnell genug den notwendigen Zugang zu Seltenerdmagneten gewähre. Die Gefahr von Engpässen ist also längst nicht getilgt, was nun auch AAI-Chef John Bozzella gegenüber Reuters abermals betonte.
Derweil hat der US-Präsident auf Truth Social eine regelrechte Schimpftirade gegen China vom Stapel gelassen und die Volksrepublik in großen Lettern beschuldigt, die Vereinbarungen nicht eingehalten zu haben. Am Montag reagierte nun Chinas Handelsministerium und warf dem Weißen Haus seinerseits vor, das gemeinsame Abkommen verletzt zu haben. Peking kündigte sogleich an, weitere Maßnahmen zur Verteidigung der nationalen Interessen zu ergreifen.
Mein Fazit für Sie
Sie sehen also: Die Versorgung von US-Unternehmen mit Seltenen Erden steht immer noch auf der Kippe. Trotz zwischenzeitlicher Vereinbarungen ist der Handelskonflikt zwischen Washington und Peking längst nicht abschließend gelöst und flammt immer wieder auf.
Kein Wunder, denn die Interessen beider Weltmächte laufen diametral gegeneinander. Die USA und China werden im 21. Jahrhundert um die wirtschaftliche und technologische Vorherrschaft auf diesem Planeten wetteifern. Die Chinesen werden deshalb immer wieder ihre Vormachtstellung bei den Rohstoffen nutzen, um die USA unter Druck zu setzen. Und die USA werden wohl weiter mit Sanktionen im Technologiebereich antworten.
Deshalb müssen die Amerikaner und der Westen als Ganzes meiner Meinung nach so schnell wie möglich wesentlich mehr eigene Förder- und Raffinationskapazitäten, z.B. bei den Seltenen Erden aufbauen. Wollen Sie als Anleger davon profitieren, können Sie sich westliche Spezialisten in diesem Bereich genauer anschauen – unter anderem das US-Unternehmen MP Materials.