Analysten zu China-Aktien: Ist der Crash für Sie eine einmalige Chance?
Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Schauen Sie sich einmal diese Zahlen an: Der auf chinesische Aktien fokussierte Index „NASDAQ Golden Dragon China“ hat im letzten Jahr rund 42 Prozent seines Wertes eingebüßt. Zu dem Index zählen bekannte Tech-Titel aus China wie JD.Com, Baidu, Alibaba, Pinduoduo und NetEase.
Auf der anderen Seite steht der „S&P 500“, der die 500 größten US-amerikanischen Aktien umfasst. Dessen Jahresbilanz sieht wesentlich rosiger aus. Zwischen Anfang Januar und Ende Dezember 2021 stieg der S&P 500 um knapp 30 Prozent.
Sie sehen also: Chinesische Aktien, vor allem jene aus dem Tech-Bereich, mussten im letzten Jahr deutlich Federn lassen, während der US-Markt kräftig zulegen konnte.
Hintergrund: Vor allem die von der Pekinger Zentralregierung forcierte Regulierungswut traf Chinas Internetunternehmen ins Mark. Hinzu kamen schwerwiegende Liquiditätsengpässe in der dortigen Immobilienbranche. Viele Investoren zogen daraufhin ihr Geld aus der Volksrepublik ab.
Doch die Gretchenfrage lautet: Wie geht es jetzt weiter?
Sind die niedrigen Kurse der China-Aktien eine einmalige Chance, um günstig in diesen aufstrebenden Wachstumsmarkt zu investieren? Viele Analysten jedenfalls sehen großes Aufwärtspotenzial für China, wenngleich es auch Risiken gibt. Dazu aber weiter unten mehr.
Zunächst: In einem Interview mit dem US-Sender CNBC hatte sich der renommierte Investmentexperte Kelvin Tay von der Schweizer Großbank UBS kürzlich zur Causa China geäußert.
UBS-Experte Tay: Erholung ja – schnelle Erholung nein
Der chinesische Aktienmarkt sei aus Bewertungs- und Positionierungsperspektive „sicherlich sehr, sehr attraktiv“, konstatierte Tay. Er erachte Aktien aus China als preiswert. Eine schnelle Erholung der Papiere sieht der Experte allerdings nicht.
Tay führt das zum einen auf die Materialverknappung zurück, die auch China treffe. Zum anderen sei der Immobiliensektor der Volksrepublik nach wie vor äußerst fragil. Dieser müsse sich erst einmal erholen, bevor der Markt umkehren könne.
Chinas Immobilien-Desaster
Im letzten Jahr waren in China reihenweise Immobilienkonzerne in monetäre Schieflage geraten und meldeten Zahlungsunfähigkeit. Angetrieben wurde das Desaster vom zweitgrößten Branchenvertreter der Volksrepublik: Evergrande. Dessen Verbindlichkeiten belaufen sich auf gigantische 300 Milliarden Dollar.
UBS-Experte Kelvin Tay warnte im Gespräch mit CNBC nun davor, dass in den nächsten Wochen weitere negative Nachrichten aus der chinesischen Immobilienbranche auftauchen könnten. Diese würden die Stimmung der Investoren wahrscheinlich weiter belasten. Schon relativ kleine negative Nachrichten könnten sich so weit verstärken, dass sie sich auf den gesamten chinesischen Aktienmarkt auswirken würden, so Tay.
Wann genau sich die Stimmung ins Positive drehen wird, ließ der Analyst indes offen. Für Sie als Anleger heißt es deshalb: Geduld haben. Früher oder später dürfte der chinesische Aktienmarkt wieder anziehen. Das sieht übrigens auch der Investmentexperte Jimmy Chang so.
Analyst Jimmy Chang: Anleger brauchen Geduld
Der Manager von Rockefeller Global Family Office schrieb kürzlich, dass zwar immer das Risiko bestehe, in ein fallendes Messer zu greifen, schließlich könnten die China-Aktien noch weiter fallen. Dennoch glaubt Chang daran, dass man allmählich damit beginne könne, Aktien der führenden Unternehmen einzusammeln. Vorausgesetzt man bringe die Geduld mit, mehrere Monate auf eine Rallye zu warten.
Chang erwartet, dass die chinesische Regierung aus fundamentaler Sicht für eine gewisse Stabilisierung der Wirtschaft sorgen werde, um soziale Unruhen zu verhindern. Das heißt: Laut dem Analysten dürfte Peking aus eigenem Interesse von weiteren strengen Maßnahmen gegen die Tech-Branche absehen.
Hinzu komme die Politik aus Washington. So könnte US-Präsident Joe Biden möglicherweise einige Zölle abbauen, um die Spannungen zwischen den USA und China zu verringern, so der Experte weiter.
Mein Fazit für Sie
Unterm Strich lässt sich sagen, dass Chinas Tech-Aktien aktuell durchaus lukrative Kurspotenziale bieten. Schnelle Renditen sollten Sie allerdings nicht erwarten.
Trotzdem dürfte sich der Blick nach China derzeit für Sie mehr denn je lohnen.