Cybersecurity-Spezialist Crowdstrike verunsichert Anleger

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Cybersecurity-Aktien gelten unter Experten als hochinteressant. Kein Wunder: Für Unternehmen weltweit entwickelt sich Cyberkriminalität zur größten Bedrohung ihrer Geschäfte. Das zeigt eine Umfrage der Prüfungsgesellschaft PwC unter 1.300 Führungskräften weltweit. Rund 42% aller Firmen mit einem Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Dollar sind in den vergangenen beiden Jahren Opfer von Hackerangriffen geworden.

Damit hat Cyberkriminalität den ersten Platz als häufigstes Verbrechen gegenüber Unternehmen erreicht! So tragisch diese Entwicklung für die einzelnen Firmen ist, Cybersecurity-Konzerne wie Crowdstrike profitieren von diesem Trend. Die Nachfrage nach den KI-gestützten, Cloud-basierten Sicherheitslösungen ist zuletzt weiter in die Höhe geschnellt.

Dennoch ist die Crowdstrike-Aktie nach Vorlage der Zahlen gestern um rund ein Fünftel abgetaucht. Offenbar hatten die Anleger mit einer noch optimistischeren Prognose gerechnet.

Mit künstlicher Intelligenz gegen Cyberkriminalität

Crowdstrike wurde 2011 vom heutigen CEO George Kurtz mitbegründet. Davor war er Chief Technology Officer bei McAfee, einem der führenden Antiviren-Konzerne weltweit. CrowdStrike verlagerte den Fokus von Anti-Malware- und Antiviren-Produkten (McAfees Ansatz zur Cybersicherheit) auf die Identifizierung der Techniken, die von Hackern verwendet werden, um eingehende Bedrohungen zu erkennen. CrowdStrike nutzt maschinelles Lernen, eine Form der künstlichen Intelligenz, um Schadsoftware auf Laptops, Mobiltelefonen und anderen Geräten zu erkennen, die auf Unternehmensnetzwerke zugreifen.

Sicherheit für Firmen im Abo-Modell

Die Produkte von Crowdstrike werden nicht zum Kauf angeboten, sondern sind ausschließlich als „Platform as a service“ zu beziehen. Dabei handelt es sich um einen Teil des Cloud-Computings, bei dem die Plattform und die IT-Infrastruktur bei einem externen IT-Dienstleister betrieben und vom Kunden als Dienstleistung genutzt werden. Der Kunde bezahlt eine monatliche Gebühr und kann das Produkt solange nutzen, wie er es bezahlt. Sobald er das Abo einstellt, wird ihm entweder der Zugang zum Produkt, oder aber auch die Updates und der Support gesperrt.

Das Abo-Modell sorgt bei Crowdstrike dafür, dass die Umsätze stetig fließen und sehr gut planbar sind. Inzwischen sind 94% der Umsätze wiederkehrender Natur. Auch die Kundenbasis kann sich sehen lassen: 69 der Fortune 100 Unternehmen, 537 der Global 2000 Firmen und 15 der 20 größten US-Banken nutzen die Software von Crowdstrike.

Netzwerkeffekt macht sich bezahlt

Besonders erfreulich: Die Kunden buchen immer mehr Sicherheitsmodule des Konzerns hinzu. Alleine im dritten Quartal stieg die Anzahl der Kunden, die mindestens 5 Module abonnieren, im Jahresvergleich von 55% auf 60%. Insgesamt zählt das Kundenportfolio mittlerweile 21.146 zahlende Nutzer. Im Jahresvergleich gewann Crowdstrike 1.460 neue Kunden hinzu, was einem Kundenwachstum von 44% entspricht.

Da Unternehmen immer mehr Module einsetzen, wird die Software von CrowdStrike immer stärker in ihren Alltag integriert. Damit sinkt die Wechselbereitschaft rapide und ein mächtiger Burggraben gegenüber Wettbewerbern entsteht.

Zudem wird die Software durch jeden Kunden besser. Auf Grund der Künstlichen Intelligenz und selbstlernenden Systeme gewinnt die Software mit jedem Kunden und steigendem Datenvolumen an Kraft. Im Umkehrschluss steigt damit wiederum die Attraktivität für Neukunden.

Kräftiges Umsatzplus im dritten Quartal, aber verhaltene Prognose

Mit seiner Positionierung hat Crowdstrike in den letzten Jahren beachtliche Wachstumsraten erzielt. Innerhalb der letzten vier Jahre kletterten die Umsätze von 250 Millionen Dollar auf 1,45 Milliarden Dollar. Auch in diesem Jahr hält das Wachstum an: Die Umsätze verbesserten sich im dritten Quartal um 52,8% auf 580,8 Millionen Dollar. Der jährlich wiederkehrende Umsatz (Annual Recurring Revenue), der angibt, wie viel Umsatz das Unternehmen auf der Grundlage von Abonnements erwarten kann, stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 2,34 Milliarden Dollar (+54%). Am Ende stand ein Nettoergebnis von minus 54,63 Millionen Dollar in den Büchern.

Für das laufende vierte Quartal konnte das Crowdstrike-Management mit seiner Prognose die Erwartungen der Analysten jedoch nicht ganz erfüllen. Auf Grund der wirtschaftlichen Unsicherheit scheinen sich die Vertragsabschlüsse länger hinzuziehen als gewöhnlich.

Fazit: Generell gilt der Markt für Cybersecurity als hochattraktiv. Die Analysten von IDC und Crowdstrike selbst geht von einem adressierbaren Marktvolumen mit dem aktuellen Produktportfolio von 98 Milliarden Dollar im Jahr 2025 aus. Das Geschäftsmodell von Crowdstrike beeindruckt durch einen starken Netzwerkeffekt, hohe wiederkehrende Erlöse und strukturelles Wachstum. Daran ändert die etwas verhaltene Prognose für das Schlussquartal wenig. Langfristigen Wachstumschancen steht aber trotz des Kursrutschs eine sportliche Bewertung gegenüber. Die Aktie hat einen Börsenwert von rund 24 Milliarden Dollar und handelt mit dem 10-Fachen des erwarteten Jahresumsatzes.